Rekord-IFAT: Umwelttechnologien boomen

WELTGRÖSSTE UMWELTTECHNOLOGIE-MESSE Mikroplastik filtern, Kunststoffe effektiver rezy­klieren und die digitale Transformation der gesamten Branche: Fünf Tage lang drehte sich alles um die Themen Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft.

Die IFAT 2018 ist Geschichte, die Ausgabe 2020 findet vom 4. bis 8. Mai statt.
Die IFAT 2018 ist Geschichte, die Ausgabe 2020 findet vom 4. bis 8. Mai statt.

«Die IFAT präsentiert Zukunftstechnologien für eine saubere Umwelt und treibt den gesellschaftlichen Diskurs aktiver voran denn je. Das zeigten die internationale politische Präsenz, die zahlreichen wirtschaftlichen Delegationen aus aller Welt und die Technologie-Experten, die sich auf der Messe intensiv austauschten», erklärt Stefan Rummel, Geschäftsführer der Messe München. «Die Messe spiegelt die Bedeutung der Branche und des Themas wider: Die Zahl der Aussteller ist um sieben Prozent auf 3305 gewachsen, die der Besucher um vier Prozent auf über 141 000 (2016: 136 885 Besucher, red.).»

Vor allem ein wachsendes Bewusstsein bei den Verbrauchern und deren Forderung nach Nachhaltigkeit stärken die Branche. Die deutsche Bundesumweltministerin Svenja Schulze sprach aus, was viele Menschen rund um den Globus beschäftigt: «Wir müssen Ressourcen stärker nutzen, Kunststoffe und andere Materialien effektiver rezyklieren und verhindern, dass Plastikabfälle in unsere Umwelt gelangen. Es gilt, überflüssiges Plastik zu vermeiden.» Hier haben Technologien eine Schlüsselrolle: «Auf der IFAT haben wir intelligente und innovative Umwelttechnologien gesehen, die bereits Teil der Lösung vieler unserer Umweltprobleme sind.»

Dabei sprach die Branche auch einen Appell aus, so zum Beispiel Herwart Wilms, Geschäftsführer von Remondis SE & Co. KG: «Die Technologien stehen parat. Für einen geschlossenen Rohstoffkreislauf müssen die Produkthersteller jetzt die Verwendungsquote für Recyclingrohstoffe deutlich anheben.»

Kommunen und Industrie gleichauf
Gleichzeitig hat die produzierende Industrie auf der IFAT steigendes Interesse für ressourcenschonende und effiziente Verfahren gezeigt. «Aus der Industrie hat die Nachfrage sehr stark zugenommen», erklärt Falk Olaf Petersdorf, Geschäftsführer der Xylem Water Solutions Deutschland GmbH. Für IFAT-Chef Stefan Rummel steht fest: «Damit hat die IFAT 2018 Kommunen und Industrien gleichermassen angesprochen.»

Digital vernetzte Pumpen, Mülltonnen mit Sensoren, autonom fahrende Kehrfahrzeuge – die digitale Transformation prägte viele Innovationen. Positive Resonanz fand die neue Hallenverteilung nach den Messethemen Wasser/Abwasser sowie Abfall/Sekundärrohstoffe. Dadurch hat sich auch das Thema Trinkwasser in München fest etabliert. Udo Jirmann, Geschäftsführer der Georg Fischer GmbH: «Die IFAT ist jetzt auch beim Trinkwasser die Weltleitmesse und bestätigt mit ihren Rekordzahlen ihre Bedeutung für die Umweltbranche.»

Elektromotoren erobern die Kommune
Gerade beim «Maschinenpark» gibt es einige Neuheiten. Besonders bei den Kehrmaschinen gibt es kaum mehr Hersteller, die ihre Produkte neben den bewährten Verbrennungsmotoren nicht auch mit einem 100-prozentigen Elektroantrieb anbieten. Aber nicht nur die Kehrmaschinen, auch von der Heckenschere über den «Grossstaubsauger» bis hin zum Transporter – der Elektroantrieb kennt «fast» keine Grenzen mehr. Ein etwas ketzerischer Nebensatz darf dabei nicht fehlen: Natürlich betonen alle Kommunen dabei, dass nur grüner Strom für den Betrieb der Elektrogerätschaften infrage käme. Vor allem das Recycling ist aber im Moment kein Thema – dies kommt vermutlich erst zur Sprache, wenn die ersten Generationen der Antriebsquellen ihr Lebensende erreicht haben. Dabei geraten andere, umweltfreundliche Antriebsarten wie beispielsweise Biogas oder die Brennstoffzelle fast in Vergessenheit.

Rundgang durch die IFAT in Wort und Bild
Mit dem WRS 200 präsentierte Kärcher ein neues Anbaugerät für Kommunalmaschinen, das Hochdruckanwendungen mit kaltem und heissem Wasser ermöglicht. Kommunen und Dienstleister können damit auch auf den kleineren und wendigeren Geräteträgern der 2,5-t-Klasse Unkraut ohne Chemie problemlos bekämpfen. Die schmale Bauweise mit kurzem Überhang vereinfacht das Manövrieren. Bewährte Kärcher-Komponenten wie der 105-kW-Brenner und die Hochdruckpumpe mit 200 bar sorgen in Kombination mit passendem Zubehör für hohe Flexibilität. Neben der Hochdruckreinigung ist die Beseitigung von Wildkraut mit Heisswasser eine zentrale Aufgabe. Grössere Flächen lassen sich mit einem ein Meter breiten Frontbalken bearbeiten. Um Randsteine oder Kanten von Unkraut zu befreien, kann der Fahrer in der Kabine die Seitendüsen aktivieren. Für die manuelle Wildkrautentfernung sind Lanzen in unterschiedlichen Grössen verfügbar. Ein ähnlich leidiges Übel wie Unkraut sind in Grossstädten Kaugummis, deren Beseitigung bisher mühsam und zeit­intensiv war. Das WRS 200 entfernt in Kombination mit einer Hochdruckpistole und dem passenden Aufsatz im Kaltwasserbetrieb Kaugummis in Sekundenschnelle und nimmt sie automatisch in einen Sammelbehälter auf.

Bei MAN standen als Abwechslung mal nicht die grossen Vierachser im Vordergrund. Star auf dem Stand war der Kleinste – der 5,5-Tonnen-MAN TGE. Ausgerüstet mit Schneepflug und Salzstreuer und natürlich in der Farbe Orange wurde der kleine MAN als das Kommunalfahrzeug schlechthin präsentiert. Für die Sicherheit im dichten Stadtverkehr wurde zudem die Option 360-Kameraüberwachung demonstriert. Damit wird dem Fahrer Rundumsicht garantiert. Neuheiten gibt es auch bei den Motoren: Die Baureihen TGL und TGM stattet MAN mit einem neuen Motor aus der Motorenbaureihe D08 aus. Das als Vier- und Sechszylinder erhältliche Antriebsaggregat zeichnet sich durch eine reine SCR-Abgasnachbehandlung aus. Das Angebot der Vierzylindermotoren D0834 mit 4,6 Liter Hubraum startet mit 160 PS und 600 Nm maximales Drehmoment. 190 PS mit 750 Nm und 220 PS mit 850 Nm lauten die weiteren Leistungsstufen. Die Vierzylinderversion kommt ausschliesslich beim MAN TGL zum Einbau. Mit 6,9 Liter Hubraum in der Variante mit 250 PS und 1050 Nm ist der Sechszylinder D0836 die Top-Motorisierung für den MAN TGL und zugleich die Einstiegsversion für den MAN TGM. Weitere Varianten verfügen über 290 PS und 1150 Nm sowie 320 PS und bis zu 1250 Nm maximales Drehmoment.

ASH (Aebi Schmidt Holding AG) lancierte die vollelektrische Kehrmaschine eSwingo 200+. Neben dem Dieselmodell der Swingo 200+, das ab Herbst 2018 neu mit einem Euro-­6C-Motor erhältlich ist, läutet Schmidt mit «Generation E» mit der eSwingo 200+ nun ein neues Zeitalter in der Kehrtechnologie ein. Sowohl Fahrantrieb als auch die Be­sen­ein­heit werden vollelektrisch angetrieben. Ein leistungsstarker Akku mit einer Kapazität von über 60 kWh ermöglicht Arbeitseinsätze von bis zu zehn Stunden, ohne aufzuladen. Mit gewohnt hoher Saugleistung analog dem Modell mit Dieselmotor, aber dank Elektroantrieb fast geräuschlos, bekommt «invisible sweeping» eine neue Dimension. «Die Anforderungen bei der Entwicklung unserer neuen Elektro-Kehrmaschine waren klar definiert», so Tobias Weissenrieder, Manager Sweeping & Agriculture bei ASH Group. «Die Saugleistung wie auch das Behältervolumen entsprechen dem des Dieselmodells und der Kunde soll mit dem Gerät eine volle Schicht, also bis zu zehn Stunden, arbeiten können.» Die eSwingo 200+ verbinde Effizienz und Nachhaltigkeit auf einzigartige Weise. Jedes Gerät bedeute, bei einer regenerativen Energiegewinnung, automatisch 0 statt 123 Tonnen an CO₂-Ausstoss, wie sie bei einer gewöhnlichen Dieselmaschine unausweichlich entstehen. «Darüber hinaus können bis 85 Prozent der Energiekosten sowie bis zu 70 Prozent der Wartungskosten eingespart werden und der Kunde profitiert von einem längeren Lebenszyklus im Vergleich zu einem Modell mit Dieselmotor», so Weissenrieder weiter. «Für die Gesamtkalkulation ergeben sich für die eSwingo 200+ damit keine höheren Kosten als für die Swingo 200+.»

ifat.de

Visited 5 times, 1 visit(s) today

Weitere Beiträge zum Thema