X-Class: Der Mercedes unter den Pick-Ups

MERCEDES-BENZ Mit dem Concept X-Class gewährte Mercedes-Benz Vans in Stockholm ein Jahr vor Markteinführung einen ganz konkreten Ausblick auf seinen neuen Pick-up, die X-Klasse. Der gemäss Daimler AG «erste Premium-Pick-up» will das Beste aus zwei Welten kombinieren. Dazu zeigte Mercedes-Benz zwei Designvarianten des Konzeptfahrzeugs.

Die beiden Konzeptautos der neuen X-Klasse: links der abenteuerlustige «Powerful Adventurer», rechts der mondäne «Stylish Explorer».
Pick-ups werden von den Herstellern in drei Kategorien unterteilt. Die Fullsize-Pick-ups haben eine Nutzlast bis 3,5 t und werden von V6-, V8- oder gar V10-Motoren angetrieben. Sie sind aber fast ausschliesslich in den USA und Kanada gefragt, wo sie auch Trucks genannt werden. Kleine Pick-ups haben eine Nutzlast von bis zu 700 kg und keinen Allradantrieb, basieren auf einer PW-Plattform und sind ebenfalls nur lokal (hauptsächlich in Südamerika) gefragt. Midsize-Pick-ups schliesslich sind mit ihrer 1-t-Nutzlast, Leiterrahmenbauweise sowie wahlweise 2WD- oder 4WD-Antrieb in der ganzen Welt beliebt. Bekannteste aktuelle Vertreter dieser Klasse sind VW Amarok, Toyota Hilux oder Nissan Navara NP300.Segment mit grossem Potenzial Kaum einem anderen Fahr­zeugsegment wird global ein derartiges Wachstum prognostiziert wie dem Midsize-Pick-up-Markt. Mercedes-Benz schätzt, dass 2025 39 Prozent mehr Midsize-Pick-ups verkauft werden als 2015. Allein in Europa prognostizieren die Stuttgarter ein Wachstum von 19 Prozent, in Südamerika gar 37 Prozent. Verständlich, dass Mercedes-Benz ein grosses Stück dieses Kuchens gerne haben will. Allerdings sind die qualitativen Ansprüche in diesem Segment so hoch und die Stückzahlen im Verhältnis so klein, dass es sinnvoll ist, sich das Know-how einzukaufen. Für den Pick-up ging Mercedes-Benz darum mit Renault-Nissan eine Partnerschaft ein. Der künftige Pick-up mit der Nomenklatur X-Klasse beruht auf dem Nissan Navara und wird in Europa in Barcelona bei Nissan und in Argentinien in Córdoba bei Renault gebaut. Die spanischen Fabrikate gehen nach Europa, Russland, Südafrika und Australien/Neuseeland, die argentinischen Autos nach Argentinien und Brasilien. Trotz dieser Kooperation wird der Pick-up ein echter Mercedes sein: Das Topmodell wird mit einem kraftvollen konzerneigenen V6-Diesel ausgestattet sowie mit eigenem Getriebe und Allradsystem 4Matic. Zudem wird das Fahrwerk – insbesondere die hintere 5-Punkt-Radaufhängung – auf die Markenwerte abgestimmt. Wer eine X-Klasse mit dem kleineren Vierzylindermotor ordert, erhält den Nissan-Navara-Antriebsstrang – also Renault Diesel mit wahlweise Nissan Automatik- oder Handschaltgetriebe und Allradsystem. Später werden bei Mercedes-Benz auch Benziner im Angebot stehen.
Im edlen Cockpit des «Stylish Explorer» mit Holzlaminat und gebürstetem Alu wird jeder zum Kapitän seiner eigenen Luxusjacht.
Willkommen zu HauseWährend die Silhouette der X-Klasse nahe bei jener des Navara liegt, unterscheiden sich die Front mit den LED-Scheinwerfern, das Heck und vor allem der Innenraum komplett. Hochwertige Materialien sorgen in der Doppelkabine (es wird keine Single- oder Extra-Cab geben) für das Premium-Feeling, das man von der Marke mit dem Stern erwartet. «Willkommen zu Hause» nennen die Mercedes-Leute das Gefühl, das sie erzeugen möchten, wenn sich ein Mercedes-Benz-Fahrer hinters Lenkrad des Pick-ups setzt. Die Interieure der beiden Konzeptfahrzeuge vermitteln einen Eindruck, was damit gemeint ist. Die Marketingfachleute haben drei Zielgruppen für Midsize-Pick-ups identifiziert: Reine Arbeiter/Handwerker, jene, die den Pick-up sowohl für die Arbeit als auch für die Freizeit verwenden, sowie jene, die ihn als Lifestyle-Fahrzeug fahren. Mercedes-Benz richtet sich ausschliesslich an die letzten beiden. Mit ihrem «ersten Premium-Pick-up» hoffen sie, viele neue Kunden anzusprechen, die nur Premiummarken wollen und bislang – weil es nichts Entsprechendes gab – einen SUV oder ein herkömmliches Auto fuhren. Unter anderem also jene Kunden, denen Status und Image wichtig ist und die ein Fahrzeug brauchen, um etwa ihren Boots- und/oder Pferdeanhänger zu ziehen oder ihre Outdoor-Sportgeräte wie Mountainbikes zu transportieren.
Im Passagierraum des «Powerful Adventurer» wärmen sich die Muskeln der Freizeitsportler nur schon durch das dynamische Ambiente auf.
Ob die finale X-Klasse tatsächlich so futuristisch sein wird wie in Schweden gezeigt, ist noch offen, obwohl die anwesenden Mercedes-Benz-Mitarbeiter bei dieser Frage sehr zuversichtlich waren. Die Markteinführung in Europa ist für Ende 2017 geplant, 2018 kommen dann die anderen Kernmärkte hinzu. Über Stückzahlen und Preise wollte man sich noch nicht äussern. Der Pick-up dürfte aber preislich dem Premium­anspruch gerecht werden. Anderseits dürfe man sich als «New Kid on the Block» diesbezüglich nicht zu weit vom Wettbewerb entfernen. Wir lassen uns überraschen.

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