Der Sustaineer zeigt: Da kommt was auf uns zu
MERCEDES-BENZ VANS Der Technologieträger «Sustaineer» gibt einen konkreten Ausblick darauf, wie Nachhaltigkeit im urbanen Lieferverkehr der Zukunft aussehen kann. Mit an Bord sind Innovationen wie Mirror Cam oder heizbarer Sicherheitsgurt.
Transporter für die letzte Meile, die klimaneutral sind, selbst grünen Strom produzieren und aktiv die Luftqualität in Städten verbessern können: Der vollelektrische «Sustaineer» auf Basis des Mercedes-Benz eSprinter bündelt eine Vielzahl von innovativen Lösungen zur Verbesserung der Lebensqualität in Städten, zu Ressourcenschonung und Klimaschutz sowie für mehr Gesundheit und Sicherheit des Fahrers und anderer Verkehrsteilnehmer. Der Name «Sustaineer» setzt sich zusammen aus «Sustainability» (Nachhaltigkeit) und «Pioneer» (Pionier).
Am Versuchsfahrzeug wird ständig weiterentwickelt und erprobt, es ist sozusagen nie fertig. Vor allem geht es darum, Ideen als Machbarkeitsstudie vom Papier als Prototyp ins Fahrzeug zu bringen um herauszufinden, ob und mit welchem Ergebnis Umsetzungen möglich sind. Fragen zu Kosten in der Serienproduktion und im Verkauf sind an dieser Stelle (noch) nicht relevant. Das ist der Stand der Sustaineer-Innovationen heute:
- Modernste Filtertechnik für weniger Feinstaub
Um den Partikeleintrag durch Reifen-, Brems- und Asphaltabrieb zu reduzieren, verfügt der Sustaineer über zwei am Unterboden montierte Feinstaubpartikelfilter, die in Kooperation mit dem Filtrationsspezialisten Mann + Hummel entwickelt wurden, sowie emissions- und verschleissarme Grauguss-Bremsscheiben mit Keramikbeschichtung und rollwiderstandsoptimierte und dadurch geräuscharme Reifen mit weniger Abrieb. Frontmodul- und Unterbodenfilter zusammen reduzieren die Feinstaubemissionen im direkten Fahrzeugumfeld bis zu einer Partikelgrösse von zehn Mikrometern (PM10) um über 50 Prozent – 35 Prozent beim Ladevorgang (über den bereits im Fahrzeug vorhandenen Sauglüfter) und 15 Prozent im Fahrbetrieb.
Einschätzung: Wird dann zum Thema, wenn vom Gesetzgeber vorgeschrieben.
- Reichweite durch Solarenergie
Extrem flache Solarmodule auf dem Dach produzieren auf einer Fläche von 4,8 m² eine Maximalleistung von 850 Watt Peak (Wp) – auch wenn die Zündung aus ist. Der Jahresertrag hängt von Beschattung, Sonnenintensität und geografischer Lage ab. Bei einem Stromverbrauch des eSprinter von 32,9 kWh/100 km lässt sich so in unseren Breitengraden eine solare Reichweite von 2500 km pro Jahr (max. 12 km/d) erreichen. Übers Jahr gesehen lässt sich so die Batterie in der Schweiz 23 Mal vollständig mit nachhaltigem Sonnenstrom vom Fahrzeugdach laden. Im spanischen Sevilla ist gar eine zusätzliche Reichweite von 3800 km möglich.
Einschätzung: Aufwand und Ertrag werden die Mehrkosten wohl kaum rechtfertigen, allerdings für einzelne Spezialanwendungen (z.B. mit stationärem Betrieb) eine gute Sache.
- Körpernahe Heizung
Wegen des hohen Energiebedarfs durch die grosse Fahrerkabine und das ständige Öffnen und Schliessen der Türen bei den Lieferstopps wirken sich konventionelle Raumluftheizungen spürbar auf die Reichweite von E-Transportern aus. Im Sustaineer kommt die Wärme direkter an den Körper des Fahrers: Neben Sitz und Lenkrad ist auch der Sicherheitsgurt beheizbar. Er verfügt über eingewebte, hochfeine Heizdrähte mit einer elektrischen Leistung von 70 Watt, mit denen er angenehm den Oberkörper wärmt, wo besonders viele Temperaturrezeptoren sitzen. Die Temperatur wird über ein separates Steuergerät in drei Temperaturstufen geregelt. Aufgrund der körpernahen Heizfunktion des Gurtbands besteht zudem keine Notwendigkeit, eine dicke Jacke anzubehalten, was die Schutzwirkung des Gurtes verbessert.
Einschätzung: Diese einfache Lösung mit grosser Wirkung überzeugt und hat gute Chancen, sich durchzusetzen.
- Recycling-Materialien
Mercedes-Benz Vans möchte laut eigenen Angaben den Ressourcenverbrauch reduzieren und die Kreislaufwirtschaft vorantreiben. Dafür sollen bestehende Materialien so lange wie möglich wiederverwendet, aufgearbeitet und recycelt werden. Stellvertretend hierfür steht die Unterbodenverkleidung aus recyceltem Polypropylen, Altreifen und dem Füllstoff UBQ, der aus recyceltem Hausmüll gewonnen wird. Das Start-up UBQ aus Israel hat einen Weg gefunden, Hausmüll jeglicher Art in ein homogenes Material umzuwandeln, das konventionellen Kunststoff ersetzen kann, der in der Autoteilefertigung verwendet wird. Das UBQ-Verfahren erfolgt bei niedrigen Temperaturen, benötigt kein Wasser und erzeugt während des Umwandlungsprozesses keine Nebenprodukte oder Emissionen.
Einschätzung: Hersteller verbessern die Kreislaufwirtschaft aus eigenem Interesse, u.a. zur Erreichung festgelegter Nachhaltigkeitsziele. Eine grosse Hebelwirkung dürfte eintreten, sobald Rezyklate günstiger sind als Rohstoffe. Das wird das Ziel der Entwicklung sein. - Geräuscharm, sicher, komfortabel und zeitsparend: die Speed Delivery Door (SDD)
Die automatische, sensorgesteuerte Doppelschwingtür auf der Beifahrerseite ersetzt auf Wunsch die seitliche Schiebetür zum Laderaum. Eine Lichtschranke erkennt den Fahrer, sobald er vom Fahrersitz in den Laderaum tritt. Die Speed Delivery Door entriegelt und öffnet daraufhin automatisch und geräuscharm. Von innen ist die SDD durchsichtig. Der Fahrer hat deshalb vor dem Ausstieg Einsicht auf den Fuss- und Radweg. Zusätzlich befindet sich an der Tür ein Monitor, der ein Bild der elektronischen Mirror Cam wiedergibt, welche die konventionellen Aussenspiegel ersetzt.
Einschätzung: Der effiziente Einsatz der SDD verlangt eine Umstellung des Beladungskonzepts (Wechsel von First in – Last out zu First in – First out), was Erklärungs- und Schulungsbedarf mit sich bringt. Der Sicherheitsgewinn ist jedenfalls unbestritten. Daher dürfte die SDD bei grossen Logistikern für die Stadtbelieferung eine interessante Option werden – auch für die Gewinnung neuer Fahrer.
- Effiziente Routenplanung
Mercedes-Benz arbeitet an der Entwicklung der neuen Plattform STAGE. Mit ihr lassen sich beliebige Android-Applikationen sicher und ohne Ablenkung des Fahrers ins Fahrzeug bringen. Im Sustaineer wird erstmals die Nutzung solcher Apps im MBUX Infotainmentsystem getestet. STAGE besteht aus einer Plug&Play-Hardware und einem Webservice, dem sogenannten Control-Center. Der Vorteil: Zusätzliche Geräte, wie Smartphones oder Tablets, werden nicht mehr benötigt.
Einschätzung: Allein der Markt entscheidet über den Erfolg neuer Konnektivitätssysteme. - Gefahrenstellen im Vorfeld erkennen
Fahrbahnschäden wie grosse Schlaglöcher sind ein Sicherheitsrisiko. Der Technologieträger erfasst den aktuellen Strassenzustand per Kamera. Dadurch kann der Zustand der Infrastruktur mit Hilfe hochwertiger Daten aus zukünftigen Mercedes-Benz Transportern kontrolliert und bewertet werden. Mittels künstlicher Intelligenz werden die Daten automatisiert in der Mercedes-Benz Cloud erfasst, analysiert und können beispielsweise Städten und Kommunen oder Verkehrsfunkanbietern zur Verfügung gestellt werden.
Einschätzung: Eine gute Idee mit hohem Wert für die Allgemeinheit, doch weil Stadtverwaltungen und Tiefbauämter Teil eines solchen Systems werden müssten, scheint die Realisierbarkeit noch sehr weit entfernt. - Rundumsicht für mehr Sicherheit und Komfort
Statt konventioneller grossformatiger Aussenrückspiegel hat der Sustaineer zwei elektrische Mirror Cams. Sie vergrössern das Sichtfeld deutlich (bis 48 Grad statt 20 Grad). Zudem verringert die kompakte Gestaltung der Kameraausleger am Fahrerhaus den Luftwiderstand und damit den Energieverbrauch. Im Innenraum sieht der Fahrer über zwei Displays genau, was die Kameras zeigen. Die Bildschirme sind direkt in die Windschutzscheibe integriert. Sie lassen sich einfach abnehmen und wieder anbringen, falls die Scheibe beispielsweise nach einem Steinschlag gewechselt werden muss. Ein digitaler Spiegel ersetzt den klassischen Innenspiegel.
Einschätzung: Endlich! Her damit!
- Innenraumfilter eliminiert Gerüche
Ein hochwirksamer Innenraumfilter schützt nicht nur zuverlässig vor Feinstaubpartikeln und Pollen, sondern ermöglicht über eine spezielle Molekularsiebmatte auch eine einzigartige Geruchsfiltration. Sogar die Gerüche von Teerdämpfen, Ammoniak- und Schwefelgasen bleiben unter der wahrnehmbaren Schwelle.
Einschätzung: Für Fahrzeuge im Mehrschichtbetrieb zeugt dieses Feature von Wertschätzung des Arbeitgebers gegenüber den Fahrern. - Lichtmodul Daylight+
Das Lichtmodul ist in die Sonnenblende integriert und erhellt das Fahrerhaus mit tageslichtähnlichem Licht, damit der Fahrer aufmerksamer und fitter bleibt. Das adaptive Tageslicht passt die Helligkeit durch einen Sensor ständig an die äusseren Bedingungen an. Mercedes-Benz hat das vitalisierende Daylight+ bereits umfassend getestet. Das Ergebnis: Mit der vitalisierenden Innenbeleuchtung waren die Fahrer tendenziell aufmerksamer, und es kam unter monotoner Beanspruchung zu weniger Fehlreaktionen.
Einschätzung: Ein weiteres empfehlenswertes Feature, das – falls später optional erhältlich – den Fahrer wertschätzt und die Sicherheit im Strassenverkehr erhöht.