Elektrotransporter: Die Chinesen meinen es ernst
MAXUS Nach der erfolgreichen Einführung des Elektrotransporters EV80 in Europa und der Schweiz schiebt Maxus in diesem Jahr gleich zwei Modelle nach – eines davon auch als Dieselversion.

Bereits 1500 Elektrotransporter des Modells EV80 soll der kleine chinesische Hersteller Maxus, eine Marke des grössten chinesischen Autokonzerns SAIC, nach Europa gebracht haben. Besonders bei Flottenkunden, wie etwa der Schweizer Post, sind die Batterieautos offenbar beliebt, sparen sie doch beim Kauf mehrerer Fahrzeuge einen beträchtlichen Betrag, wenn man mit den Preisen der etablierten europäischen Hersteller vergleicht. Die ersten Mitbewerber haben bereits aufgrund dieser harten Konkurrenz reagiert und die Preise für ihre Elektrotransporter teils massiv gesenkt.
Schlag auf Schlag geht es nun weiter. Die Pläne der 2009 gegründeten Marke, die 2011 ihr erstes Fahrzeug auf den Markt brachte, sind ambitioniert.
Zwei neue ElektroVans und ein Diesel Den Anfang macht im März der neue grosse Van Deliver9 mit Euro-6d-Dieselmotor. Meistverkaufter Van (und somit Hauptkonkurrent) in China ist der Ford Transit, und so erstaunt es nicht, dass der Deliver9 sich optisch an ihm orientiert. Im September folgt die Elektrovariante eDeliver9. Ihre Hauptkonkurrenten werden hier VW e-Crafter, MAN eTGE, Renault Master Z.E. sowie der kommende Mercedes-Benz eSprinter sein. Bereits vorher, nämlich im Juni, soll der mittelgrosse eDeliver3 den Elektrotransportermarkt aufmischen. Die Mitbewerber heissen hier (noch) Nissan e-NV200 und Mercedes-Benz eVito, weitere dürften demnächst folgen. Für das Vertriebs- und Servicenetz überlässt der Hersteller Strategie und Umsetzung den jeweiligen Importgesellschaften, in der Schweiz ist das die Maxomotive Schweiz AG. Die Preise und genauen Schweizer Lancierungsdaten waren bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt.

selbstbewusst in die Königsklasse Mit dem ursprünglich als V90 und EV90 angekündigten Deliver9 startet Maxus einen Frontalangriff. Der ansprechend und modern gestylte grosse Van wird zunächst mit einem komplett neuen 2-Liter-Vierzylinder-Diesel mit zweistufigem Turbolader angeboten. Er leistet beachtliche 160 kW (218 PS) und stellt ein maximales Drehmoment von 480 Nm zur Verfügung. Zum Start kommt der Deliver9 in der Grösse L3H2 sowie als Chassis Cab und mit Heckantrieb, später soll er auch mit Frontantrieb und in weiteren zwei Längen sowie drei Höhen angeboten werden. Im September folgt die batterieelektrische Version eDeliver9 in zwei Längen mit mittelhohem Dach:
- L2 mit 5546 mm Länge, 3356 mm Radstand und 9,74 m³ Ladevolumen
- L3-Variante mit 5940 mm, 3760 mm Radstand und 11,6 m³ Ladevolumen
Angetrieben wird der eDeliver9 von einem Permanentmagnet-Synchronmotor mit 150 kW Leistung und 310 Nm Drehmoment. Damit erreicht er eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Zur Wahl stehen zwei Batteriepakete:
- 52 kWh, Reichweite 200 km (NEDC), Nutzlast 1000 kg (beide Längen), Ladezeit DC 40 min, AC 6 h
- 73 kWh, Reichweite 260 km (NEDC), Nutzlast 900 kg (beide Längen), Ladezeit DC 40 min, AC 8 h.

Für die kleine Feinverteilung Im Juni folgt der kleinere eDeliver3, ausschliesslich mit Elektroantrieb und mit verschiedenen Fahrmodi. Sein Permanentmagnet-Synchronmotor leistet 85 kW und bietet 255 Nm Drehmoment. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 125 km/h. Auch ihn gibt es in zwei Längen:
- 4555 mm Länge, 2910 mm Radstand, 4,8 m³ Ladevolumen
- 5145 mm Länge, 3285 mm Radstand, 6,1 m³ Ladevolumen und ebenfalls mit zwei Batteriepaketen:
- 35 kWh, Reichweite 220 km (200 km Langversion), Ladezeit DC 45 min, AC 5 h, Nutzlast kurz 855 kg, Nutzlast lang 1000 kg
- 52,5 kWh, Reichweite 300 km (280 km Langversion), Ladezeit DC 45 min, AC 7,5 h, Nutzlast kurz 890 kg, Nutzlast lang 1000 kg.
- Die Batterie von CATL speichert 165 Wh/kg, ist wasserdicht und wurde total 115 Testprozeduren unterzogen, darunter auch auf – 40 bis + 85 Grad getestet. Insgesamt absolvierte der eDeliver3 1,2 Mio. Testkilometer.

Anmutung und Ausstattung Während der EV80 ein wenig altertümlich aussieht, kommen eDeliver3 und (e)Deliver9 in einem zeitgemässen Design. Auch die ergonomische und schicke Innenraumgestaltung kann sich sehen lassen, wobei die Materialanmutung (noch) nicht mit den europäischen Standards auf Augenhöhe ist. Allerdings reden wir hier von Nutzfahrzeugen, und da haben manche Flottenmanager andere Prioritäten. In Sachen Sicherheit machen die Chinesen grosse Fortschritte, insbesondere bei den Fahrerassistenzsystemen. Das ESP kommt von Bosch, serienmässig an Bord sind verschiedene Airbags, elektronische Lenkung, Notbremsassistent, Spurwarner und Kollisionswarner. Der eDeliver3 erfüllt zudem die Crash-Anforderungen ECE R137 und ECE R94.

Auf dem Werksgelände konnten wir den eDeliver3 und den Deliver9 (mit Dieselmotor) auf sehr kurzen Strecken bewegen. Zum Deliver9 lässt sich sagen, dass der sehr feinfühlig dosierbare Motor mit seiner sich linear entfaltenden Leistung erfreulich gut mit dem knackigen Handschaltgetriebe von SAIC harmoniert. Auch der eDeliver3 – noch ein Vorserienmodell – liess sich sehr feinfühlig beschleunigen. Der Elektromotor war dabei gut hörbar.
Eines der Innovationsprojekte von Maxus heisst «Smart Spider». Dabei handelt es sich um ein Konfigurationsprogramm, mit dem Kunden online oder in den Verkaufsstellen ihr persönliches Fahrzeug individuell zusammenstellen können. In China, Australien und Neuseeland wurden bereits 64 000 Bestellungen darüber abgewickelt. Die Daten fliessen in die Prozessplanung ein, sodass das Fahrzeug bereits am Band richtig konfiguriert wird. Das Bestellsystem soll auch in Europa eingeführt werden. Dann wird das Bestellen eines Autos aus China fast so einfach wie bei einem Smartphone-Ladekabel von AliExpress.