Sicher unterwegs im Ford Transit Custom mit Allrad
FAHRBERICHT Der vor knapp einem Jahr erneuerte Ford Transit Custom ist zum ersten Mal auch mit Allradantrieb erhältlich. Wir haben ihn uns in der Kombination mit Diesel und Automatikgetriebe genauer angesehen und kommen zum Schluss: passt hervorragend in die Schweiz.
Die Kombination Allrad, Diesel und Automatikgetriebe ist zulassungstechnisch eine Knacknuss, weshalb sie auch schwer im Markt zu finden ist. Die Herausforderung liegt darin, die strengen Abgasgrenzwerte einzuhalten. Ford hat das Bravourstück geschafft – und die Kunden dürfen sich über den Transit Custom mit Allrad freuen, denn gerade im technischen Aussendienst, aber auch für die Belieferung alpiner Regionen ist der Allradantrieb in der Schweiz sehr nachgefragt, in gewissen Randgebieten sogar ein Muss.
Die von Grund auf neu entwickelte Fahrzeugarchitektur bietet mehr Frachtraum, höhere Nutzlasten, verbesserten Komfort und leichtere Bedienung sowie hocheffiziente Antriebe, darunter erstmals auch eine Plug-in-Hybridversion, einen rein elektrischen Antrieb und neu die erwähnte Allradoption. Diese ist sowohl für den 2.0-EcoBlue-Turbodiesel mit 100 kW/136 PS (ab 50 907 Franken exkl. MwSt.) als auch mit 125 kW/170 PS (ab 52 951 Franken) erhältlich, beide sind serienmässig mit einer 8-Gang-Automatik gekoppelt. Gewählt werden können diese Antriebskonfigurationen für die Längen L1 und L2, für Kastenwagen sowie Doppelkabine. Die maximale Nutzlast beträgt je nach Version zwischen 900 und 1100 kg.
Transit Custom mit Allrad hat stets ausreichend Traktion
Das intelligente Allradsystem teilt das Motormoment über ein elektronisch kontrolliertes Differenzial in 20-Millisekunden-Regelintervallen zwischen den Vorder- und Hinterrädern auf. Es steht nur in Kombination mit dem Automatikgetriebe zur Verfügung. In Verbindung mit manueller Schaltung bietet Ford Pro für frontgetriebene Transit Custom mit 100 kW/136 PS oder 110 kW/150 PS starkem EcoBlue-Turbodiesel auch ein mechanisches Sperrdifferenzial an, das zusätzliche Traktion ermöglicht.
Erstmals setzen sämtliche Transit-Custom-Modelle auf eine neue Hinterachs-Einzelradaufhängung mit Längslenkern. Sie verbessert die Lenkpräzision, das Handling und die Traktion. Sie wirkt sich auch auf das Laderaumvolumen positiv aus, indem sie die tiefere Anordnung des Laderaumbodens ermöglicht. Die Vorderräder rücken zusammen mit den Federbeindomen weiter nach vorne. So reduzieren sie den vorderen Achsüberhang, wodurch sich das Fahrzeug speziell im engen Stadtverkehr und beim Ein- und Ausparken leichter manövrieren lässt. Auch der Fussraum und die Beinfreiheit für den Fahrer und alle Mitreisenden in der ersten Sitzreihe profitieren.
Länge läuft (gut ums Eck)
Schon die Basisversion (nur mit Frontantrieb) ist mit heute beliebten Features wie elektrische Feststellbremse, beheizbare Frontscheibe, Tempomat oder Park-Pilot-System hinten ausgestattet. Bei der Allrad-Einstiegslinie «Trend» kommen teils optische Aufwertungen wie in Wagenfarbe lackierte Stossfänger, aber auch funktionale Extras wie Klimaautomatik und Rückfahrkamera hinzu.
Die Kabine fällt bezüglich Platzangebot tatsächlich sehr grosszügig aus. Hinzu kommen mehrere offene und (ab «Trend») geschlossene Ablagen. Optional lässt sich das Lenkrad in der Neigung einstellen, sodass daraus eine ergonomische Halterung für Laptops und Tablets entsteht oder gar ein kleiner Tisch. Die für die Sicherheit wichtige Verkehrsübersicht ist auch aufgrund der in dieser Klasse nicht üblichen zweigeteilten Seitenspiegel gewährleistet.
Bei seinen Personenwagen ist Ford schon lange für ausgezeichnete Fahrwerke bekannt. Diese Kompetenz scheint nun endgültig in die Nutzfahrzeuge einzufliessen. Die bereits erwähnte neue Hinterachs-Einzelradaufhängung reduziert das typische Poltern von Kastenwagen bei dynamischer Fahrt oder auf unebener Fahrbahn deutlich. In Kombination mit dem längeren Radstand unseres Testvans (L2: 3500 mm) liessen sich auch lange Strecken sehr komfortabel zurücklegen.
Digitaler Pionier
Für den neuen Transit Custom steht eine umfangreiche Palette an modernen und meist obligatorischen Sicherheits- und Fahrer-Assistenzsystemen bereit. Hierzu gehören etwa die 360-Grad-Rundumkamera, der adaptive Tempomat mit Stop&Go-Technologie (nur mit Automatikgetriebe) oder der Querverkehrswarner Cross Traffic Alert und der Rückfahr-Notbremsassistent. Die letzteren beiden sind vor allem bei der L2-Version mit 5450 mm Fahrzeuglänge ein Plus, da es schwerer ist, rückwärts aus einem Parkplatz herauszufahren, wenn die Sicht seitlich eingeschränkt ist. Der Bremseingriff bei drohender Kollision erfolgt zwar ruppig, aber dafür bleibt einem eine teure Karosseriereparatur erspart.
Was die Nutzfahrzeuge von Ford Pro auszeichnet, ist die durchgehend serienmässige Bestückung mit dem FordPass Connect Modem, im Transit Custom inklusive WLAN-Hotspot. Das 5G-Modem ermöglicht auch «Over-the-Air»-Updates und die Nutzung der Ford-Pro-Telematics-Dienste. Mit an Bord bereits in der Basis ist auch ein Audiosystem mit auf den Fahrer gerichtetem 13-Zoll-Touchscreen und Ford SYNC 4. Für die Spracherkennung bringt Ford «Alexa Built-in» zum Einsatz.
Abschliessend noch ein Blick auf unseren Durchschnittsverbrauch, den wir in hauptsächlich urbanem Gebiet ermittelten: Er lag mit gerundet zehn Litern knapp einen Liter über dem (für beide Motorvarianten) angegebenen Normwert von 9,2 l/100 km. Sparsam ist der Transit Custom mit Allrad nicht – Traktion hat hier ihren Preis. Aber wir wären ja nicht in der Schweiz, wenn wir nicht den Wert eines guten Kompromisses schätzen würden.