Ceekon auf dem Weg zur ­eigenen LKW-Marke

ELEKTROMOBILITÄT Seit 2013 rüstet Ceekon Lastwagen auf Elektroantrieb um. Die nächsten Monate werden viele Veränderungen im Kompetenzzentrum in Arbon bringen. Den Start machte die erste Sattelzugmaschine, die für ein Zuggewicht von bis zu 44 Tonnen tauglich ist.

Ceekon 44 t Sattelschlepper TIR transNews
Mit einem 44-Tonnen-Sattelschlepper schliesst Ceekon eine grosse Lücke im Angebot der Elektro-Lastwagen. MAN Schweiz bringt die Technologie erstmals für die Hugelshofer Logistik auf die Strasse.

Während sich die grossen Lastwagenhersteller nun langsam selber in die Elektromobilität einbringen und mit Pilotprojekten an der Serienfertigung und an der richtigen Vermarktung der Technologie intensiv arbeiten, bieten Schweizer Firmen wie E-Force, Futuricum und Ceekon bereits mehrere Jahre marktreife elektrifizierte Lastwagen und Nutzfahrzeuge an. Von ihnen sind bereits zahlreiche E-Trucks im täglichen Einsatz und finden auch immer mehr Zuspruch, sei es von Gemeindebetrieben oder von Transportunternehmen, für eine bessere Ökobilanz und eine entsprechend bessere Kundenakzeptanz.

Ceekon verändert sich
Die Ceekon AG – sie hat ihren Hauptsitz im Zürcher Seefeld, das eigentliche Kompetenzzentrum liegt jedoch in Arbon, am Bodensee – hat sich seit 2013 dem Elektro-LKW verschrieben und bringt als Exklusiv­vertreter der niederländischen Firma Emoss deren Technologie in die Schweiz. Dabei werden bestehende Diesel-Lastwagen – Ceekon arbeitet unter anderem eng mit MAN Schweiz zusammen – auf Elektroantrieb umgerüstet, wobei die Tech­nologie zusätzlich auf Schweizer Topografie-­Gege­benhei­ten angepasst wird. «Nur wenn ein Fahrzeug die Strecke hoch ins Appenzellerland nach Heiden schafft und wieder zurück, ist es für die Schweiz tauglich», sagt Firmengründer und CEO Hanspeter Krapf. Die Strecke mit ihren 18 Prozent Steigung war bereits während Krapfs Lehrzeit bei Saurer die Hausteststrecke der Arboner.

Nun zeichnen sich Veränderungen bei Ceekon ab, die u.a. in der technischen Weiterentwicklung der Fahrzeuge resultiert, was eine grössere Modellvielfalt zur Folge hat. Dann werden am Bodensee künftig nicht mehr nur der Feinschliff und der Service an den von Emoss umgebauten Fahrzeugen vollzogen; ab diesem August wird Ceekon in Arbon das ganze Assembly der Antriebskomponenten von Emoss über­nehmen, inklusive den Ausbau der Diesel-Komponenten aus dem Basisfahrzeug. Hanspeter Krapf will jedoch noch einen Schritt weiter gehen und plant, ab kommendem Jahr die Lastwagen unter der Ceekon-Marke auf die Strassen rollen zu lassen, mit Schweizer Typengenehmigung und entsprechend eigener Chassis- und Motornummer.

Ceekon Zweiachser TIR transNews
Der Zweiachser vom Typ 1920 mit Kühlaufbau ist ein 19-Tönner mit 200 kWh grosser Batterie.

Die Technik heute
Als Energiespeicher kommt eine Li­thium-­Eisen-Phosphat-Batterie (LiFeP04) zum Einsatz, mit wahlweise 140, 200 oder 280 kWh Kapazität. Der Permanentmagnet-Motor kommt mit 230 kW oder 350 kW Spitzenleistung und 2500 Nm maximalem Drehmoment respektive 3500 Nm. Fahrzeuge bis 19 Tonnen Gesamtgewicht erhalten ein Direktgetriebe, jene ab 21 Tonnen übertragen ihre Kraft über ein Allison-Getriebe mit Retarder.

Dank einer neuen Fabrikationsweise des Batterieherstellers aus China benötigt der Stromspeicher 40 Prozent weniger Platz, sodass er jetzt nicht mehr nur in Zweiachsern untergebracht werden kann, sondern auch bei kürzeren Radständen, wie bei Dreiachsern oder – und hier hat Ceekon eine Premiere bereit – in ­einem Sattelschlepper. Gemäss Senior-Engineer Rico Bruggmann wird die Platzreduktion dabei nicht durch leistungsfähigere Zellen erzielt, vielmehr werden bei der Montage der zwölf Zellen zu einem Batterieblock die Zellen komprimiert. Entsprechend bleibt der Materialaufwand mit Ausnahme von etwas weniger Elektrolyt unverändert, weshalb sich das Gewicht trotz deutlich kleinerer Abmessungen lediglich um etwa zehn Prozent reduziert.

Gemäss Rico Bruggmann war das Interesse am Elektro-­LKW beispielsweise auf der letzten «transport-CH» im Herbst 2017 schon sehr gross, wobei sich die Kunden vor allem nach Sattelschlepper-Lösungen erkundigt hätten. «Die kompaktere Batterie ermöglicht eine variantenreichere Umsetzung bezüglich Fahrzeugdimensionen. So sind wir nun in der Lage, diese Nachfrage mit einer 44-Tonnen-Sattelzugmaschine zu bedienen.» MAN Schweiz nutzte als Erste diese Technologie, um an die Hugelshofer Logistik in Frauenfeld den ersten Elektro-Sattelschlepper der Schweiz auszuliefern, der in der 40-t-Klasse fährt. Für Lastwagen dieser Einsatzklasse dürfte ein Transportunternehmen mit einem derartigen Elektro-LKW übrigens jährlich 67 Tonnen CO2 und 17 000 Liter Diesel einsparen.

Aber auch die Fahrgestelle gewinnen mit der kompak­teren Batterie. So stehen bereits mehrere Dreiachs-Chassis für Kehrichtsammelfahrzeuge im Produktionsprozess. Bestellt wurden sie u.a. von der AGSE Sissach-Eptingen, vom Werkhof Luzern und vom ERB der Stadt Bern. Bern steckt mitten in der Elektrifizierung seines Werkhofs.

Ceekon 44 t Sattelschlepper TIR transNews
Hanspeter Krapf, Geschäftsführer und Gründer von Ceekon, anlässlich des Roll-out des ersten Sattelschleppers Typ 4428.

Modellangebot Ceekon
Wie herkömmliche Lastwagen variieren die Ceekon-Fahrzeuge nach Einsatzregion und nach Anforderung an Nutzlast, Reichweite, Ladezeit und Nebenantrieb. Aktuell sind die E-Trucks in die unten angeführten vier Spezifikationen unterteilt, wobei die Typenzahl jeweils Gesamtgewicht und Batteriekapazität angibt. Die Ladezeiten beziehen sich bei «AC» auf das 44-kW-Onboard-­Ladegerät, bei «DC» auf eine 150-kW-Schnellladestation.

  1. Typ 1214: 12 Tonnen Gesamtgewicht; Motor 230 kW (entspricht einem Diesel mit 313 PS); 2500 Nm; Batterie 140 kWh; Reichweite bis 150 km; Ladezeit AC 3 h.
  2. Typ 1920: 19 Tonnen Gesamtgewicht; Motor 350 kW (476 PS); 3500 Nm; Batterie 200 kWh; Reichweite bis 220 km; Ladezeit AC 4,5 h, DC 1,4 h.
  3. Typ 2828: 28 Tonnen Gesamtgewicht; Motor 350 kW (476 PS); 3500 Nm; Batterie 280 kWh; Reichweite bis 180 km; Ladezeit AC 6,3 h, DC 1,8 h.
  4. Typ 4428 (Sattelzug): 44 Tonnen Gesamtgewicht; Motor 350 kW (476 PS); 3500 Nm; Batterie 280 kWh; Reichweite bis 150 km; Ladezeit AC 6,3 h, DC 1,8 h.
Ceekon Dreiachser TIR transNews
Die kompakter bauende Batterie ermöglicht neu auch Dreiachser-­Fahrzeuge, beispielsweise als Basis für Abfallsammelfahrzeuge, wie dieser für Bern bestimmte Truck.
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