Der Diesel – so viel besser als sein Ruf

DIESEL In den letzten Jahren ist der Dieselmotor wegen der Verfehlungen beim Personenwagen zum Buhmann der Nation geworden. Blickt man aber etwas genauer hin, zeigt sich der Selbstzünder speziell in der Transportindustrie als ungemein fortschrittlich. Nur weiss dies das breite Publikum leider gar nicht.

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Sparsamer Diesel: Die Nutzfahrzeugbranche hat über die vergangenen Jahre ihren ökologischen Fussabdruck so stark verkleinert, wie sonst praktisch kein anderer Industrie­zweig. Die Massnahmen beschränkten sich aber nicht auf die Motoren.

Die Nutzfahrzeughersteller arbeiten wie die gesamte Fahrzeugindustrie an Zukunftslösungen, um den Schadstoffausstoss in Sachen Mobilität massiv zu senken. Allgemein geht man davon aus, dass die Elektromobilität hierfür mittel- bis langfristig als passende Lösung zum Einsatz kommt. Die ersten Schritte sind auch bei schweren Nutzfahrzeugen bereits gemacht, doch dürfte hier der Diesel respektive der Verbrennungsmotor noch länger als der in breitem Masse zuverlässige und effiziente Antrieb seinen Dienst tun. Alternative Treibstoffe wie Biodiesel, HVO (Seite 18) oder der Einsatz von LNG (Seite 23) werden diesbezüglich die Nutzungsdauer der «Verbrenner» weiter verlängern.

Emissionen runter, Effizienz hoch Dabei hat der Diesel beim LKW und Bus eine bemerkenswerte Entwicklung hinter sich, angefangen bei der Abgasnorm Euro 1, die vor 27 Jahren erstmals als Vorgabe die Entwicklung der Motoren nachhaltig zu beeinflussen begann. Oder wie es Ron Borsboom, Entwicklungsvorstand bei DAF Trucks, ausdrückt: «Beim Lastwagen haben wir über mehr als 20 Jahre lang die Emissionen reduziert und zugleich die Effizienz erhöht.» Und zwar in beiden Fällen in massiver Form, wie die Aufzeichnungen der Niederländer unter Paccar-Dach aufzeigen. So konnten die Dieselpartikel PM von 0,35 g/kWh bei Euro 1 auf noch gut 0,01 g/kWh bei Euro 6 reduziert werden, was einer Verminderung um 97 Prozent gleichkommt. In der gleichen Zeitspanne reduzierte sich auch der NOx-Ausstoss um 95 Prozent, nämlich von 8 g/kWh auf noch bescheidene 0,4 g/kWh.

Die Emissionsverbesserungen gehen zu grossen Teilen auf innermotorische Massnahmen und auf Massnahmen in der Abgasnachbehandlung zurück. Diese haben auch Auswirkungen auf den Verbrauch, doch über die Jahre konnte die Effizienz der Trucks trotz teilweise einschneidender Abgasmassnahmen stets wieder verbessert werden. Gemäss den DAF-Aufzeichnungen lag der Verbrauch im Jahr 2005, also zu Zeiten von Euro 4, im Schnitt bei rund 34 l/100 km, mit der Einführung von Euro 6 im Jahr 2013 lag er bereits bei etwa 31,5 l/100 km und ist vier Jahre später deutlich unter die 30-Liter-Grenze gesunken. Dies hatte mit der Einführung der aktuellen Generation XF und CF zu tun, mit welcher die Niederländer erneut eine Reduktion um sieben Prozent zustande brachten, was ihnen auch den renommierten Titel «Truck of the Year 2018» eingebracht hatte. Und es ist kein Ende dieser positiven Abwärtsspirale in Sicht.

Die Branche machts Ähnliche Verbesserungen sind in zeit­lich verschobenen Schritten auch bei allen anderen Lastwagenherstellern feststellbar, wie beispielsweise bei Mercedes, wo zwischen 2015 und 2017 beim Actros die Treibstoffeffizienz um sechs Prozent verbessert wurde. Dabei lassen die Hersteller keinen Stein ungedreht liegen, feilen an der Aero­dynamik, an Reibungsverlusten, an Steuerelektronik, Assistenzsystemen, Nebenaggregaten und an Hardware wie Achsen und Gewicht. Für den neuen, ab Sommer 2019 lieferbaren Actros wurde der Verbrauch erneut um drei bis fünf Prozent reduziert, beispielsweise durch aerodynamische Massnahmen wie Kameras anstelle der sonst grossen Aussenspiegel (MirrorCam).

In der Branche sind diese massiven Verbesserungen grundsätzlich bekannt. Leider dringen diese Tatsachen aber praktisch nie bis zum normalen Bürger und Verkehrs­teilnehmer durch. Doch das wäre bitter nötig, denn obwohl unsere Wirtschaft ohne Lastwagen stillstünde, schlägt dies bei der Mehrheit der Menschen nicht im angemessenen Image durch. Im Gegenteil. Und das ist mehr als schade.

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