And the winner is … JMC Weilong 6×4

JMC WEILONG Auch in China wählt eine Fachjury den «Chinese Truck of the Year». 2018 standen innovative Wettbewerber zur Wahl. Ein Blick hinter die Kulissen der aufstrebenden LKW-Wirtschaft und die Fahrt in den drei LKW-Kandidaten der Endausscheidung ergeben einen erstaunlichen Eindruck des grossen, aber eigentlich unbekannten Landes.

JMC Weilong TIR transNews
JMC arbeitet seit 2015 mit Ford Otosan zusammen, was sich in der Optik des ­Weilong wider­spiegelt, denn die Basis des in der Türkei gebauten Ford Cargo ist zu erkennen.

Die kommenden Generationen chinesischer LKW werden durchaus ernst zu nehmende Player auf dem Weltmarkt werden, wenn auch zuerst vornehmlich in Entwicklungs­regionen der zweiten Welt.

Das zeigen die drei nachfolgend vorgestellten Finalisten des diesjährigen «Chinese Truck of the Year». Vergeben wurde die Auszeichnung erst das zweite Mal und in der Fachjury sitzt als einziger ausländischer Partner der Autor Oliver Willms, der als Mitarbeiter von Lastauto Omnibus auch das Jurymitglied von Deutschland der renommierten Auszeichnung «International Truck of the Year» IToY ist, bei der TIR transNews die Schweiz vertritt.

Foton Auman EST JMC Weilong TIR transNews
Beim Foton Auman EST ist die Verwandtschaft zum europäischen Mercedes-Benz Actros unverkennbar.

Deutlich feingliedriger geht der letztjährige CTOY-Preis­träger Foton Auman EST an den Start. Für den diesjährigen Entscheid tritt das in der Daimler-Foton-Kooperation gefertigte Topmodell mit Cummins X12-Motor und automatisiertem ZF-Traxon-Getriebe an. Nach dem steilen Aufstieg in die von aussen sehr dem Actros ähnliche Fernverkehrs­kabine strahlt auch das Interieur vertraute Mercedes-Atmosphäre aus: Das gefällige Armaturenbrett und viele andere Kabinenelemente ähneln stark dem vorletzten MP3. Kräftige Farbakzente sowie das obligatorische Rückfenster in der langen Kabine erfreuen die heimischen Fahrer, die im Fernverkehr monatlich rund 650 Euro verdienen.

Unter der Kabine arbeitet diesmal anstelle des Mercedes OM-457-Reihensechszylinders ein 450 PS starker Cummins X12-Motor. Der amerikanische Antrieb wird in China gefertigt und harmoniert dank ansprechender Leistungscharakteristik recht gut mit dem automatischen Zwölfganggetriebe. Wie wichtig die Abstimmung der Bauteile bei einem Komponententruck allerdings ist, bemerkt man im Detail: So stellt die lang übersetzte ZF-Lenkung nur widerwillig das Lenkrad in Geradeausfahrt zurück, die Schaltgeschwindigkeit und -anpassung könnten noch optimiert werden. Das überspielt der Cummins-Motor mit seinem elastischen Charakter aber ganz gekonnt. Die Scheibenbremsen reagieren gewohnt giftig, werden aber von einem Retarder unterstützt. ABS, ASR und ESP sind erfreulicherweise hier Standard.

In der Summe seiner Eigenschaften ist der Auman vielleicht der modernste schwere LKW auf dem chinesischen Markt. Der Druck vom ehrgeizigen Kooperationspartner Daimler wird helfen, den Auman weiter zu optimieren.

JMC Weilong TIR transNews
Der JMC Weilong wurde zum Chinese Truck of the Year 2018 ausgezeichnet.

Das Herz des Siegers stammt von Ford
Den Sieg im Rennen um den «Chinese Truck of the Year» 2018 fährt der neu aufgelegte JMC Weilong ein (TIR transNews berichtete). Die Fachjury wurde überzeugt von der gelungenen Adaption des Fahrzeugs auf den chinesischen Markt und der Leistungs­fähigkeit des modernen Ford-Triebwerks. Der starke Drache («Wei Long») hat sich mit seinem starken Auftritt im neuen Terrain der Oberklasse-Schwerlastwagen auf Anhieb Respekt verdient.

Die «Fastgear»-Box aus heimischer Produktion ist deutlich günstiger als die ZF- oder Allison-Getriebe, verlangt aber ­einen energischen Griff beim Gangwechsel. Dafür lässt sich der Weilong präzise und leichtgängig steuern. Im Umgang mit den Trommelbremsen muss man sich auf die extrem giftige Abstimmung einstellen. «Das ist explizit der Wunsch der chinesischen Fahrer», erklärt Entwickler Cem Isik das unverzügliche Bremsansprechen, «die scharfe Bremse verleiht ihnen das Gefühl optimaler Fahrsicherheit …»

Der JMC Weilong verfügt über alle üblichen Sicherheitsausstattungen wie ABS, ASR und ESP, was in China noch nicht lange üblich ist. Die sehr modern gestaltete Kabine bietet ein ebenso futuristisches Design wie das an einen Star-Wars-Truck erinnernde Äussere. Trapeze, schräge Winkel und eine üppige Schaltklaviatur dominieren das recht eng geschnittene Fahrerhaus, in dem die in China übliche Zweimannbesatzung auf Frachtreise geht. Auch wenn nicht zu viel Wohnraum geboten wird, der Fahrerplatz neben dem dominanten Motorkasten ist komfortabel und mithin langstreckentauglich.

Dongfeng Liuzhou T7 JMC Weilong TIR transNews
Das Design des neuen Dongfeng-Haubers Liuzhou T7 orientiert sich an US-Vorbildern.

Chinesische Fahrer wünschen mehr Sicherheit
Auf neues Terrain wagt sich auch Dongfeng Liuzhou mit seinem neu entwickelten Haubermodell T7. Der LKW-Hersteller gehört zwar auch wie die bei uns bekanntere Marke Dongfeng Commercial Vehicles zum Dongfeng-Konzern, fertigt aber im südchinesischen Liuzhou ein komplett ei­gen­­ständiges Produktprogramm. Als Ergänzung zum Top­­modell H7 läuft seit Neuestem der dreiachsige Hauber Dongfeng Chenglong T7 vom Band, der dem aufkeimenden Wunsch chinesischer Fahrer nach mehr Sicherheit durch eine lange Fahrzeugschnauze Rechnung trägt.

Ganz im Stil eines modernen US-Haubers verbirgt der hochbeinige T7 unter seiner mächtigen Kunststoffhaube ­einen 12,5 Liter grossen Reihensechszylinder vom Grosskomponentenhersteller Weichai, der stämmige 500 PS und 2400 Nm Drehmoment mobilisiert. Auch beim Dongfeng-Hauber übernimmt ein «Fastgear»-Zwölfganggetriebe mit mechanischer Schaltung die Weiterleitung der Antriebskraft an die beiden zwillingsbereiften Hinterachsen. Ebenso wie im JMC-­Konkurrent verlangt das Zwölfganggetriebe nach einer kräftig zupackenden Hand. Auch die Eaton-Kupplung geht eher streng. Der Sechszylinder legt sich vehement ins Zeug, 500 PS sind in China eine absolute Spitzenmotorisierung. Sämige Lauf­kultur ist allerdings nicht die Sache des Weichai-Sechsers.

Wie auch beim JMC arbeitet die von Wabco beigesteuerte Bremsanlage ausgesprochen giftig. Der kräftige Antritt und 2400 Nm Drehmoment, die sich an die beiden kurz übersetzten Antriebsachsen stemmen, erfordern schnelle Arbeit am Schalthebel. Obwohl vom geräumigen Fahrerhaus dank Hauberbauweise entkoppelt, ist das Arbeitsgeräusch des Topmotors von Dongfeng immer präsent, das Fahrwerk federt den grossen Dreiachser eher rustikal gegen die Fahrbahn ab, der Wendekreis fällt gewaltig aus.

Dafür darf sich der T7-Fahrer über eine geräumige Kabine, modernes Armaturenbrett, zahlreiche Einbauschränkchen und sogar einen kleinen Brotzeittisch à la Renault T freuen, der zwischen der dreiteiligen unteren Liege aufgebaut werden kann. Leben und Wohnen ist im Dongfeng also grossgeschrieben, in Sachen Fahrerlebnis ist er eher ein Vertreter der rauen, aber herzlichen Art.

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