Elektrifizierte Antriebe bei Daimler mit Batterie

ELEKTROMOBILITÄT Bei der Elektrifizierung der Antriebe setzt man bei Daimler auf «alles oder nichts» und ist überzeugt, mit reinem Batterieantrieb dem Oberleitungsprojekt gewachsen zu sein. Weltweit bringt Daimler Trucks seine Elektronutzfahrzeuge in Stellung.

Elektrifizierte Antriebe Mercedes-Benz eActros TIR transNews
Der Mercedes eActros als europäisches Beispiel für elektrifizierte Antriebe soll in der Region von Rastatt für die Anlieferung von Teilen an die Mercedes-Werke Gaggenau eingesetzt werden. Später sollen das Pritschenfahrzeug durch eine technisch weiterentwickelte Sattelzugmaschine ersetzt und die Erprobung ausgeweitet werden.

Anlässlich der CES Las Vegas und bei der Jahrespressekonferenz hat Daimler Trucks unter anderem einen starken Akzent auf die Elektromobilität gesetzt. Dabei prägte Martin Daum, Daimler-Vorstand Trucks + Buses, die Aussage, dass es technologisch kein Problem sei, eine Lösung für Elek­tro­lastwagen zu finden. Und: «Sobald wir eine wirtschaftliche Lösung finden, wird der Wechsel vom Diesel zum EV automatisch erfolgen.» Dabei ist Daimler international mit seinen Marken Fuso, Mercedes, Freightliner und Thomas Built Buses in allen Gewichtsklassen an Erprobungen beim Kunden sehr aktiv an der Lösungsfindung beteiligt, die mit der Einführung dieser neuen Technologie unabdingbar ist.

Seit über einem Jahr ist man mit dem eCanter von Fuso weltweit mit 100 Fahrzeugen im Kundeneinsatz. Jetzt steht Fuso vor der Lancierung der zweiten Generation eCanter, welche dann auch in eine breite Serienproduktion gehen wird. Beim schweren eActros ist die Testflotte seit September 2018 sukzessive am Anrollen bei den ausgewählten Kunden. Beispielsweise wird bei Camion Transport in diesen Tagen der Wagen in Betrieb genommen.

Die Erfahrungen in Kundenhand zeigen, dass sich die von Mercedes angegebenen 200 Kilometer Reichweite als absolut realistisch für den 25-Tönner erweisen. Im Überlandbetrieb sollen deutlich weitere Strecken möglich sein und auch widrige Wetterverhältnisse können die Reichweite nicht unter 200 Kilometer drücken. Gemäss Stefan Buchner, Leiter Mercedes-Benz Trucks, haben die eActros bereits über 30’000 Kilometer zurückgelegt und über 30’000 kWh Strom geladen. «Es spricht alles dafür, dass wir mit dem Konzept des eActros auf dem richtigen Weg sind.»

Im Bussegment hat Mercedes Ende 2018 die ersten Fahrzeuge des elektrifizierten Stadtbusses eCitaro an Kunden ausgeliefert.

Elektrifizierte Antriebe in den USA
Auch in den USA ist Daimler mit seiner Marke Freightliner aktiv an der Erprobung batterieelektrischer Fahrzeuge. «Elektromobilität kann mit dem Pony-Express im Wilden Westen verglichen werden», meinte Martin Daum, als er in Las Vegas auf die langen Distanzen in den USA angesprochen wurde. «Ein herkömmlicher Lastwagen verbindet die Hubs der verschiedenen Städte und vor Ort übernehmen Elektro-LKW die Feinverteilung.» In den USA arbeitet Freightliner mit Penske Truck Leasing für die Praxiserprobung zusammen. Gesamthaft 20 mittelschwere Freightliner eM2 (6 bis 12 t) mit rund 370 Kilometer Reichweite (Batterie 325 kWh) werden dazu gebaut, das erste Exemplar war Ende 2018 ausgeliefert worden. Des Weiteren kommen in Kürze zehn schwere Zugmaschinen eCascadia (über 15 t Gesamtgewicht) in den Penske-Fuhrpark, die es dank 550-kWh-Batterie auf 400 Kilometer Reichweite bringen sollen. Der eCascadia und der eM2 sollen zusammen mit Penske zügig so weiterentwickelt werden, dass sie sich optimal für den harten Betriebsalltag eignen, sowohl technisch wie auch wirtschaftlich.

Der mit seinen US-typisch gelben Schulbussen bekannte Hersteller Thomas Built Buses hat ebenfalls einen ersten Elektrobus in Erprobung. Der Saf-T-Liner eC2 bietet unveränderte Transportkapazitäten und kann sein Batteriesetting modular aufbauen. In der Maximalvariante sind gut 240 Kilometer Reichweite möglich.

Bestand haben gegen die Oberleitung
Im Rahmen der Erprobung des eActros ist einer der Lastwagen an die Logistik Schmitt übergeben worden. Schmitt gehört zu den Transporteuren für die Mercedes-Werke in Rastatt und wird den eActros auf den Strecken zwischen den Werken und dem eigenen Logistikpunkt einsetzen.

Während der Praxistest bei anderen Logistikbetrieben nach einem Jahr ausläuft, ist der Gesamttest mit Logistik Schmitt mehrjährig und dreistufig aufgezogen. Nach dem ersten, üblichen Test bringt Mercedes die zweite Generation eActros ins Spiel, die statt eines LKW mit Wechselbrücke eine Sattelzugmaschine ist. Dieser erhält eine seriennahe Batterie und soll damit höhere Lasten tragen und längere Strecken zurücklegen können. Als letzter Schritt will Mercedes diesen eActros parallel zu dem bis dahin angelaufenen Oberleitungsversuch (eine Art Trolley-Lastwagen mit Hybridantrieb) erproben, um Stärken und Schwächen der rein batterieelektrischen Lösung des eActros und des Oberleitungsfahrzeugs (aktuell hat erst Scania solche Fahrzeuge zur Erprobung bereit) vergleichen zu können.

Um auch den Elektroantrieb künftig weltweit rasch ausrollen und weiterentwickeln zu können, arbeitet Daimler Trucks + Buses an einer einheitlichen Plattform. Den ähnlichen Plattformgedanken hatte Daimler bereits mit Erfolg bei der Elektronik mit Assistenzsystemen sowie bei den Antriebssträngen und bei der Konnektivität eingeführt. Doch wie beurteilt Daimler die Entwicklung von Wasserstoff als Alternative zum batterieelektrischen Lastwagen? «Der Wasserstoff-Elektro-Truck bleibt bei uns im Fokus», sagt Martin Daum. Doch erst müsse eine Wasserstoff-In­frastruktur erstellt werden, «dann macht die Fertigentwicklung der Technologie erst Sinn.» Klingt für uns fast so, als ob das Thema Wasserstoff an der Frage «Was war zuerst, Ei oder Huhn?» hier scheitern könnte.

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