Neue Generation: Komfort und Sicherheit zentral
VOLVO TRUCKS Die neue Generation der schweren LKW von Volvo Trucks fokussiert massgeblich auf den Fahrer. Als zentrales Element in der Transportkette werden damit die Sicherheit und der Komfort weiter erhöht. Aus aktuellem Anlass hatte Volvo Trucks seine Neuheit kurzfristig via Livestream präsentiert.
Produktneuheiten spielen aktuell eher eine untergeordnete Rolle. Allerdings darf davon ausgegangen werden, dass das Interesse an neuer Technik in hoffentlich kurzer Zeit wieder aufleben wird. Abgesehen davon, hat die Unruhe der wenigen letzten Wochen eindrücklich gezeigt, wie wichtig tatsächlich eine gut funktionierende Transportindustrie für die Versorgung jedes Landes ist. Zuverlässige Fahrzeuge, die den Fahrern ein möglichst angenehmes Arbeitsumfeld bieten, helfen dabei mit, dass Chauffeure ihre Güter zuverlässig und unter zumutbarer Belastung an die vorgesehene Destination bringen.
Unter der Überschrift des Fachkräftemangels haben die Lastwagenhersteller bereits seit mehreren Jahren begonnen, sich noch intensiver mit der Neugestaltung des Fahrerarbeitsplatzes auseinanderzusetzen. Das Ziel dabei ist es, den Lastwagen so zu attraktivieren, dass er oben auf die Wunschliste der Fahrer gelangt. Das erhöht die Chancen, dass auch der Transporteur näher hinguckt, damit er mit dem attraktiven Truck seinen Chauffeurbestand ausbauen oder zumindest halten kann. Auch Volvo Trucks hat sich bei der Neuauflage seiner schweren Baureihen diesem Thema verpflichtet und verspricht die dazu nötigen Lösungen. In den nachfolgenden Zeilen erläutern wir die wichtigsten Elemente, müssen aber den handfesten Eindruck auf später verschieben, da uns wegen des Virus die erste sonst übliche Eins-zu-eins-Kontaktnahme nicht möglich war.
Vielfalt für die optimale Nutzung
Bei der Neuauflage bringt Volvo auf einen Schlag vier runderneuerte Modellreihen auf den Markt. Mit ihnen deckt Volvo rund 70 Prozent seiner Kundennachfrage ab. Es handelt sich um den Fernverkehrslastwagen FH, den für Schwertransporte prädestinierten FH16, den eher für Regionaltransporte konzipierten FM und den Schwerarbeiter für den Baustelleneinsatz, den FMX. Für alle stehen unterschiedliche und auf eine Vielzahl von Anwendungen optimierbare Kabinen zur Auswahl, beispielsweise bei FM und FMX auch eine CrewCab für beispielsweise Feuerwehr- oder Kommunal- und Unterhaltsfahrzeuge. Die verschiedenen Fahrerhäuser haben je nach Einsatz eine andere Bedeutung. So sieht man bei Volvo Trucks das Fahrerhaus im Fernverkehr oft als zweites Zuhause des Truckers an, im Regionalverkehr als das mobile Büro und im Baustellenverkehr als praktisches Werkzeug. «Deshalb standen», präzisiert Roger Alm, Präsident Volvo Trucks, «bei der Entwicklung aller vier neuen Modelle Sicht, Komfort, Ergonomie, Geräuschpegel, Wendigkeit und Sicherheit im Vordergrund.»
Während offenbar bei FH und FH16 die Kabinenstruktur nur gering verändert wurde, spricht Volvo bei den Kabinen von FM und FMX von komplett neuen Konstruktionen. Diese bieten ein um zehn Prozent verbessertes Sichtfeld, was namentlich mittels tieferer seitlicher Fensterlinie und einer grösseren Windschutzscheibe erzielt wird. Zudem sind die jetzt schmaler gebauten A-Säulen aufrechter gestellt und die Aussenspiegel sind neu identisch mit jenen des FH. Neben FM und FMX können optional alle neuen schweren Volvo mit einer hochauflösenden Kamera im Spiegelgehäuse auf Beifahrerseite ausrüstet werden, die dem toten Winkel ein Schnippchen schlägt.
Das gesamte Kabinenvolumen bei FM und FMX wächst um rund einen Kubikmeter, was den Arbeits- und Ruheraum spürbar vergrössert. Dazu kommen zusätzliche Stauräume, die sich beispielsweise in der SleeperCab dank höher positioniertem Bett ergeben. Was bei den FH-Kabinen schon lange Standard ist, wird zudem jetzt auch bei den FM- und FMX-Modellen umgesetzt, nämlich ein auch in der Neigung einstellbares Lenkrad, sodass die passende Sitzposition noch einfacher gefunden wird. Dank zusätzlicher Massnahmen werden Störgeräusche stärker gedämmt. Volvo spricht von bis zu 2 dB(A), was einer Reduktion um rund einen Fünftel entspricht. Vor allem eine verstärkte Isolation ist die Basis für diese Verbesserungen, welche zugleich auch witterungsbedingte Einflüsse (Hitze, Kälte) besser vom Fahrer fernhält.
Display statt Anzeigen
Für alle Modelle kommt eine komplett neue Bedienungsphilosophie zum Tragen. Diese basiert auf digitalen Anzeigen, welche sich aus dem grossen, zwölf Zoll messenden Hauptinstrument und einem optionalen Zusatzinstrument zusammensetzt, wobei Letzteres mit neun Zoll auch nicht gerade klein daherkommt. Die komplett digitale Instrumentenanzeige im Hauptinstrument kann sich der Fahrer nach eigenen Vorzügen anzeigen lassen. Dazu kann er zwischen vier verschiedenen Bildschirmansichten wählen.
Navigation, Informationen zu den Transportaufträgen und Bilder der Kameraüberwachung (bis zu acht Kameras) können auf dem Zusatzdisplay auf der Mittelkonsole gebündelt werden. Die Bedienung ist eine Mischung aus Sprachsteuerung, Touchscreen, Bedienfeldern und Lenkradtasten. «Durch den einfachen Zugriff auf eine Vielzahl von Informationen kann der Fahrer effizienter, sicherer und komfortabler arbeiten», meint dazu Carin Larsson, Chefdesignerin für die Bedieneinheiten bei Volvo Trucks. «Die Darstellung von Informationen hat sich mit den neuen Displays erheblich verbessert», ist sie überzeugt. Anspruchsvolle Bedienungen konzentrierten sich jetzt auf das zusätzliche Display, das vom Fahrersitz aus leicht zu erreichen sei. «Ablenkungen werden minimiert, da wichtige Fahrinformationen gut lesbar auf dem übersichtlichen Hauptinstrument dargestellt werden.» Wir sind gespannt darauf, herauszufinden, wie sich die gebotene Lösung im Fahralltag bewährt.
Als weitere Erleichterung hat Volvo Trucks den Getriebehebel für sein automatisiertes I-Shift-Getriebe schlanker und ergonomischer geformt. Dadurch soll vor allem die Bewegungsfreiheit in der Kabine erhöht werden.
Truck-Novum: Matrix-LED
Das Design der neuen Lastwagen nimmt die wichtigsten Designelemente der bisherigen Modellreihen auf, mit den charakteristischen V-Tagfahrlichtern und markanter Kühlergestaltung. Bei FH und FH16, die vornehmlich im Langstreckenverkehr anzutreffen sind, wird der Lichtausbeute bei Dunkelheit grosses Gewicht beigemessen. Deshalb setzt Volvo Trucks als Erster in der Lastwagenherstellung Matrix-LED-Scheinwerfer ein. Der adaptive Scheinwerfer erkennt per Radar und Kamera Fahrzeuge, welche im Gegenverkehr auf den Truck zufahren oder in gleicher Fahrtrichtung vor dem Lastwagen herfahren. Der Scheinwerfer deaktiviert gezielt Segmente des LED-Fernlichts und verhindert die Blendung des übrigen Verkehrs bei zugleich bestmöglicher Ausleuchtung.
Weitere Sicherheitsmerkmale sind der nochmals verbesserte Abstandstempomat und das nun bei allen Modellen integrierte elektronisch gesteuerte Bremssystem. In ihrer Kombination wird die Betriebsbremse bei Bergabfahrt automatisch aktiviert, wenn der Schub die Bremskraft der verschleissfreien Bremssysteme übersteigt und die im Tempomat festgelegte Geschwindigkeit überschreitet. Der Abstandstempomat arbeitet neu bis zum Stillstand, was vor dem Hintergrund verstopfter Strassen und des immer häufiger auftretenden Stop-and-go-Verkehrs den Komfort merklich erhöht.
Bewährte Motoren und Getriebe
Bei der Wahl des Antriebsstrangs setzt Volvo auf seine bewährten Sechszylinder-Triebwerke (siehe Tabelle auf Seite 21). Die Auswahl wird weiterhin dominiert vom heute sehr effizienten und ausgesprochen sauberen Diesel. «Verbrennungsmotoren spielen noch lange eine grosse Rolle im Transportsektor», ist Jessica Sandström, Projektleiterin der Modellerneuerung, überzeugt. Diese funktionierten nicht mehr nur mit Diesel, sondern auch mit unterschiedlichen Treibstoffen, wie Biodiesel oder synthetischen Treibstoffen. Während in den FE- und FL-Baureihen soeben die Serienproduktion von Elektrolastwagen begonnen hat, von denen das Modell 1 zu Galliker in die Schweiz gekommen ist (TIR 3/20), beschränken sich im schweren Segment die alternativen Antriebe noch auf LNG. Allerdings hat Volvo bereits Elektrokonzepte für den schweren Baustellen- und Verteilereinsatz vorgestellt (TIR 1/20).
Bei Verwendung von Bio-LNG lässt sich die CO2-Belastung gegenüber Diesel um bis zu 100 Prozent reduzieren, bei herkömmlichem Erdgas beträgt die Reduktion – abhängig von der Informationsquelle – zwischen 10 und 20 Prozent. Die LNG-Motoren sind auf die Modelle FM und FH beschränkt. Für den Fernverkehrseinsatz hatte Volvo 2019 seinen D13K-Diesel auch als Turbo-Compound-Versionen auf den Markt gebracht, die unter der Bezeichnung I-Save den Verbrauch um bis zu sieben Prozent zu senken wissen (TIR 7-8/19). Für die neuen Modellgenerationen kombiniert Volvo erstmals Turbo-Compound und LNG in einer 460 PS leistenden Spezialvariante «Climate Wise Edition».
Hauptsächlich bringt Volvo in allen vier Modellreihen das automatisierte I-Shift-Getriebe zum Einsatz. Je nach Einsatz erhalten sie unterschiedliche Abstufung und spezifische Ansteuerungen und Schaltstrategien. Ausser im FH16 sind zudem Varianten ohne Zugkraftunterbrechung erhältlich, beispielsweise mit Doppelkupplungsgetriebe, mit dem Volvo bei den schweren Nutzfahrzeugen ein Alleinstellungsmerkmal aufweisen kann. Im FM und FMX sind zudem herkömmliche Wandlerautomaten im Angebot. Bei der neuen Doppelantriebsachse im FMX wurde die Tragfähigkeit um 6 auf 38 Tonnen erhöht und ermöglicht damit ein Gesamtzuggewicht von 150 Tonnen. Zudem wurde die Luftfederung der Vorderachse auf 10 respektive bei zwei Vorderachsen auf 20 Tonnen erhöht.
Service und Kosten
Deutlich erweitert hat Volvo die Vernetzung und die Servicedienstleistungen. Die Konnektivität ermöglicht die Echtzeitüberwachung von Komponenten und hilft beim Flottenmanagement. Darin enthalten ist auch ein Routenplaning für effiziente Werkstattabwicklung, wenn der prediktive Algorithmus Probleme bei einem Uptime-kritischen Bauteil feststellt. Sogenannte Over-the-Air-Updates werden nun ebenfalls möglich. Übrigens wurde das Ölwechselintervall um 50 Prozent verlängert und, darauf abgestimmt, auch die Service-Intervalle.
Bereits heute bietet Volvo den Servicevertrag Gold an, bei dem Service- und Reparaturleistungen zu einem transparenten Fixpreis geboten werden. Neu kommt der auf Betriebe mit saisonaler Schwankung zugeschnittene Servicevertrag Flexi Gold dazu. Hier hängt der Fixpreis von den Fahrleistungen ab. Dank der Flexibilitätsspanne von 40 Prozent variieren die monatlichen Gebühren für die geschätzte jährliche Laufleistung, was dem Transporteur eine neue Flexibilität in Bezug auf saisonale Veränderungen und schwankende Nachfrage eröffnet.