Positives Fazit nach Platooning-Praxistest

PLATOONING Das sieben Monate dauernde Pilotprojekt von DB Schenker, MAN Truck & Bus und der Hochschule Fresenius ist abgeschlossen und zeigt gemäss den Forschern ein grosses Potenzial in der Logistikbranche.

DB Schenker MAN Platooning Praxistest TIR transNews
DB Schenker hat mit diesen zwei digital gekoppelten MAN seine Niederlassungen in Nürnberg und München auf der Autobahn verbunden. Nach diesem Platooning-Praxistest ziehen die Projektpartner eine positive Bilanz.

Der weltweit erste Platooning-Praxistest im realen Logistikbetrieb mit zwei digital gekoppelten Lastwagen im Verbund ist nach sieben Monaten abgeschlossen. Die beiden MAN-LKW waren auf der deutschen Autobahn A9 zwischen Niederlassungen des Logistikunternehmens DB Schenker in Nürnberg und München unterwegs. Nach rund 35 000 Test­kilometern ziehen die Chauffeure, aber auch DB Schenker und MAN ein positives Fazit. Die Fahrer, die im Abstand von nur 15 bis 21 Metern fuhren, hoben den Fahrkomfort und das gesteigerte allgemeine Sicherheitsempfinden hervor. Zudem führt DB Schenker einen um drei bis vier Prozent verringerten Treibstoffverbrauch an.

Mehr Sicherheit mit Platooning
Mit Blick auf den Test von DB Schenker hat die Deutsche Bahn ihr europäisches Transportnetzwerk analysiert. «Wir können konkret sagen, dass etwa 40 Prozent der gefahrenen Kilometer in Platoons durchgeführt werden könnten», sagt Alexander Doll, Vorstand Finanzen, Güterverkehr und Logistik der Deutschen Bahn DB. Dazu müssten jedoch weitere Tests durchgeführt und die regulatorischen Hürden genommen werden. «Wir konnten zeigen, dass Platooning Potenzial hat, Verbrauch und entsprechend CO2 zu reduzieren und hilft, die Sicherheit auf Autobahnen zu erhöhen», sagt ­Joachim Drees, Vorstandsvorsitzender von MAN Truck & Bus. «Platooning ist daher für uns ein wichtiger Schritt auf dem weiteren Weg der Automatisierung.»

Die Hochschule Fresenius untersuchte die psychosozialen und neurophysiologischen Auswirkungen auf die Fahrer. Das Live-Erlebnis hat dabei eine deutliche Veränderung in der zuvor teilweise kritischen Einstellung der Fahrer bewirkt. «Allgemeines Sicherheitsempfinden und Vertrauen in die Technik spiegeln sich in der Bewertung konkreter Fahr­situationen durch die Fahrer wider», sagt Sabine Hammer, Professorin am Institut für komplexe Systemforschung der Hochschule. Als «unangenehm», aber nicht kritisch wurden ein- oder durchscherende Verkehrsteilnehmer empfunden. «Aufgrund der kurzen Reaktionszeiten des Systems würden die Fahrer heute daher einen Abstand von nur 10 bis 15 Metern bevorzugen», so Hammer. Hinsichtlich Konzentration oder Ermüdung hat die Hochschule beim Platooning-Praxistest zwischen Platoon- und normaler LKW-Fahrt keine Unterschiede festgestellt.

Gegenteilige Meinungen
Die Kooperationspartner sind über­zeugt, dass sich die Potenziale des LKW-Platooning durch Weiterentwicklungen noch erhöhen lassen. Damit kommen sie zu einem anderen Schluss als beispielsweise Daimler, die sich Anfang Jahr beim Truck aus der Entwicklung von ­Platooning zurückgezogen haben. Kritische Stimmen sind dazu auch aus der Schweiz zu hören, wo aus der Direktion des Bundesamts für Strassen Astra der Platooning-Betrieb auf unserem engen Autobahnnetz mit den vielen, kurz aufeinanderfolgenden Auf- und Abfahrten als ungeeignet taxiert wird. Das letzte Wort dürfte diesbezüglich aber noch nicht gesprochen sein. Und wie sich Platooning auch künftig entwickeln wird, die heute gewonnenen ­Erkenntnisse werden die Gestaltung der zukünftigen Mobilität und Logistik mitbeeinflussen.

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