Predictive Drive – Schwung holen einmal anders

EFFIZIENTES FAHREN Mit der Funktion Predictive Drive erweitert MAN das vorausschauende Fahren in Steigungen in Bezug auf die Gangwahl und die Drehmomentgestaltung seiner schweren LKW. Damit lässt sich einerseits der Verbrauch senken und andererseits das Durchschnittstempo erhöhen.

MAN Predictive Drive TIR transNews
Vorausschauen heisst bei MAN nun, dass die schweren LKW für lange Steigungen und ganze Abschnitte richtig konditioniert werden.

Um die Betriebskosten von schweren Nutzfahrzeugen zu verringern, wurden von den OEM Systeme entwickelt, welche in bestimmten Situationen die Effizienz verbessern. Sei dies durch Dahinrollen im Leerlauf und mit ausgekuppeltem Motor (Eco Roll), sei dies durch Ausnützen der kinetischen Energie zum Überrollen einer Kuppe oder sei dies durch sogenanntes Überschwingen im Übergang von einer Senke in die Ebene respektive in eine Steigung. MAN nennt seine diesbezügliche Lösung Efficient Cruise, effiziente Reise (neu um die Funktionsgruppe Predictive Drive erweitert).

Diese Lösungen berücksichtigen bislang vor allem flache Strassenabschnitte, Kuppen und Gefälle. In längeren Steigungen reagieren die Fahrzeuge jeweils erst aus der Ist-Situation heraus automatisch. Will ein Chauffeur Schaltvorgänge am Hang vermeiden, muss er das frühzeitige Herunterschalten manuell veranlassen. Hier setzt MAN mit einem weiterentwickelten Efficient Cruise an, und zwar mit zusätzlichen Fähigkeiten, welche den bevorstehenden Strassenabschnitt noch stärker in die Effizienzbemühungen einbindet, und zwar mit Predictive Drive, vorausschauende Fahrt.

Grünes D ohne Gangangabe heisst: Jetzt ist Predictive Drive aktiv.
Grünes D ohne Gangangabe heisst: Jetzt ist Predictive Drive aktiv.

Topografie kennen

Die neuen Fähigkeiten basieren auf zusätzlichen im Fahrzeug hinterlegten topografischen Kartendaten. Unterteilt wird der Blick nach vorne in drei Abschnitte: Die kurze Sicht reicht nur bis 200 Meter vor das Fahrzeug, der mittlere Abschnitt auf 800 Meter und der Weitblick reicht rund drei Kilometer vor das Fahrzeug. Diese Blickweiten ermöglichen es dem System, die Steuerung situativ akkurat zu verändern.

Während der Tests hat uns die Spiegelkamera von MAN erneut überzeugt.
Während der Tests hat uns die Spiegelkamera von MAN erneut überzeugt.

Damit Predictive Drive aktiv sein kann, müssen verschiedene Faktoren erfüllt sein. Einer davon ist die Abdeckung der Strecke durch die topografischen Karten. Der andere ist eine minimale Schwellengeschwindigkeit von 25 km/h für die Aktivierung (15 km/h Deaktivierung), bei Efficient Cruise lag die Funktionsschwelle bisher bei 60 km/h. Das System funktioniert aber nicht bloss im Tempomaten, sondern ebenfalls beim Fahren auf dem Fahrpedal.

Auf Kompromisssuche

Predictive Drive wertet vorausliegende Streckenabschnitte bezüglich des Verbrauchs und bezüglich des zu erwartenden Geschwindigkeitsverlustes aus und sucht die goldene Mitte zwischen den beiden. Dabei nutzt das System das Verbrauchskennfeld des Motors in acht Zuständen. Basis ist der jeweils eingelegte Gang, die Variablen sind ein Gang höher, ein Gang und zwei Gänge tiefer, alle mit jeweils limitiertem Drehmoment und mit maximalem Drehmoment. Mit diesen Daten wählt die zentrale Steuereinheit die passenden Fahrzustände aus, wie sie in der Grafik rechts dargestellt sind. Als weiteren Faktor erkennt das System über die Toter-Winkel-Sensoren einen Überholvorgang und verzichtet in diesen Momenten auf eine Leistungsreduktion vor einer Kuppe.

Die Grafik zeigt die Funktion und das Eingreifen von Predictive Drive. Blau ist der neue Eingriffsbereich, grün jener der bisherigen Systeme.
Die Grafik zeigt die Funktion und das Eingreifen von Predictive Drive. Blau ist der neue Eingriffsbereich, grün jener der bisherigen Systeme.

Es gibt ein paar Situationen, in denen Predictive Drive deaktiviert wird. Darunter gehört das Fehlen von Kartenmaterial von der Strecke, wenn das Bremspedal stärker als mit 25 Prozent gedrückt wird, bei manuell betätigter Dauerbremse, bei Kick-down und bei dauerhaft aktiviertem manuellen Schaltmodus. Ist Predictive Drive aber aktiv, punktet es auf mehrfache Weise: Verbrauchseinsparung um nochmals rund ein Prozent, weniger Schaltvorgänge, höhere Durchschnittsgeschwindigkeit, Vermeiden von sogenannten Schaltpendlern und souveräne Fahrdynamik. Mit Letzterem sind frühzeitige und für die Situation passende Hoch- und Rückschaltungen gemeint sowie das Vermeiden von Schaltvorgängen in Steigungen.

Predictive Drive ist im TGX und TGS mit D26- und D38-Motoren erhältlich.
Predictive Drive ist im TGX und TGS mit D26- und D38-Motoren erhältlich.

Gelungene Vorführung von Predictive Drive

Wie diese souveräne Fahrdynamik sich anfühlt, kristallisiert sich bereits nach kurzer Zeit heraus, als wir mit einem 480-PS- und einem 540-PS-40-Tönner im Grossraum München-Ammersee unterwegs sind. Das Fahrzeug agiert selbstständig und in der Gangwahl vor Steigungen auf eine Weise, wie dies bislang bei vorausschauender Fahrweise durch manuelles Rückschalten oder durch blockiertes Hochschalten vom Fahrer bewerkstelligt werden musste. Das damit verbundene positive Gefühl verstärkt sich ständig über unsere mehrstündige Tour. Predictive Drive beherrscht selbst das Angasen vor Steigungen, indem – wo angebracht – über das gesetzte Tempo hinaus beschleunigt wird, um ein Rückschalten in der Steigung zu vermeiden.

Das System ist in Kombination mit der D26-Motorreihe (12,4 Liter Hubraum) und dem Topmotor D38 (15,3 Liter Hubraum) erhältlich. In diesen Antriebseinheiten ist Predictive Drive ein automatischer Bestandteil von Efficient Cruise und auch immer gleichzeitig aktiviert.

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