Viel CO2 reduzieren, und das ganz mühelos ­

ERDGAS Mit einer hohen Dringlichkeit treibt die Politik die Reduktion von CO2 voran. Effiziente Möglichkeiten für eine substanzielle Senkung des Ausstosses sind heute längst vorhanden, wie der Einsatz von Erdgas (CNG, LNG). Iveco sieht dies auch in der Schweiz als einen probaten ­Zwischenschritt und sucht bei der Politik nach der erforderlichen Unterstützung.

CO2 reduzieren Iveco Stralis EuroCargo Daily CNG LNG TIR transNews
Heute schon CO2 reduzieren: Stralis, EuroCargo und Daily bietet Iveco mit Erdgasantrieb an, den Stralis wahlweise mit CNG oder LNG.

Die EU-Vorgaben für die Nutzfahrzeuge bezüglich CO2-Ausstoss sind happig und werden in den Entwicklungs- und Finanzabteilungen der Industrie noch viel Stirnrunzeln verursachen. Man ist sich bei den Herstellern dabei einig, dass die verlangte Reduktion um 30 Prozent bis 2030 nicht mehr nur mit Massnahmen beim heutigen Diesel erreicht werden können, sondern alternative Antriebsvarianten, namentlich elektrifizierte Lösungen, nötig machen werden. Bereits die erste Stufe, welche 15 Prozent bis 2025 verlangt, wird unisono als «überambitiös» betrachtet und Lösungen dürften noch viel zu reden geben.

Ob sich dabei die Elektrifizierung rasch genug entwickeln wird, darüber lässt sich nur spekulieren, denn es ist noch lange nicht klar, wie Spediteure und Transporteure mittel- bis langfristig auf die Technologieumstellung reagieren werden und vor allem können. Doch eine gangbare Lösung, mit der man ohne Elektrifizierung CO2 reduzieren kann, steht bereits heute bereit und heisst Erdgas. Iveco als einer der Vorreiter dieser Technologie spürt ein verstärktes Interesse am Erdgas, denn beispielsweise in Deutschland sind Gasfahrzeuge in diesem und im nächsten Jahr mautbefreit. «Eine solche Unterstützung vonseiten der Politik ist leider in der Schweiz (noch) nicht vorhanden», beklagt Thomas Rücker, Geschäftsführer Iveco Schweiz.

Vorteil Erdgas

Gegenüber allen anderen kohlenwasserstoffhaltigen Treibstoffen hat Erdgas den geringsten Kohlenstoffanteil und damit die geringsten Abgasbestandteile wie Stickoxide NOx, Schwefeloxide SOx und Partikel. Das Dieselmolekül C14H30 hat 14 Teile Karbon und 30 Teile Hydrogen, Erdgas CH4 nur einen Teil Karbon und vier Teile Hydrogen. Im Alltag bedeutet dies, dass ein Erdgaslast­wagen generell 15 Prozent weniger CO2 produziert, 70 Prozent weniger Partikel und 90 Prozent weniger Stickoxide. Kommt reines Biogas zum Einsatz, was in der Schweiz weit verbreitet ist, sinkt der CO2-Anteil gar um bis zu 85 Prozent. «Diese Reduktionen bietet ein Erdgas-LKW ab dem ersten Schlüsseldreh», sagt Uwe Kilian, Leiter Key Account Management bei Iveco Schweiz.

Mit anderen Worten, wenn bei einer Neuanschaffung statt eines Diesel- ein Erdgaslastwagen eingesetzt wird, verbessert der Nutzer seine CO2-Bilanz auf einen Schlag um 15 Prozent, bei konsequentem Betanken mit Biogas um bis zu 85 Prozent. Doch gemäss Kilian sind viele Kunden skeptisch, denn ein gewisser Mehrpreis gegenüber einem ­Diesel-Truck ist gegeben. «Doch Erdgas ist rentabel und wird wegen des vorteilhaften Treibstoffpreises mit jedem gefahrenen Kilometer noch rentabler.» Iveco blickt auf den Wechsel von Euro-5- auf Euro-6-Lastwagen zurück, als die Reduktion der LSVA um zehn Prozent eine deutliche Belebung des Marktes gebracht hatte. «Beim Wechsel von Diesel auf Erdgas liegt eine viel stärkere Verbesserung in Sachen Umweltbelastung vor und daher wäre ein ähnlicher Inzentiv mehr als nur wünschenswert», meint Kilian.

Gaskonzepte

Den Vorteil von Erdgas hat Carrefour in Frank­reich nach eigenen Versuchen in ein ganzes Ökosystem ausgebaut. Nach Tests mit Hybrid, elektrischem Antrieb und Biotreibstoffen ist man schliesslich auf CNG-Erdgas eingeschwenkt und hat inzwischen über 300 CNG-Lastwagen in Betrieb. Heute sammelt Carrefour in seinen städtischen ­Filialen in Frankreich seine Bioabfälle der Läden und Restaurants ein und verarbeitet sie in eigenen Anlagen zu Biogas und schliesslich zu Biotreibstoff. So arbeitet der Grossverteiler zu Teilen CO2-neutral und führt seine Abfälle einer sinnvollen Verwertung zu. Die Franzosen planen nun die Ausweitung des Projektes auf ausserstädtische Standorte und auf andere Länder in Europa.

In der Schweiz ist Lidl mit Krummen Kerzers einer der ersten grossen Protagonisten von Erdgasantrieb für die Trans­portaufgaben. Doch auch Coop und die Migros arbeiten an der Erdgaslösung. Anders als Lidl/Krummen Kerzers, die auf das per Kälte verflüssigte Erdgas LNG setzen, sind sie eher mit druckkomprimiertem Erdgas CNG «unterwegs». In ihrer Wirkung sind LNG und CNG gleich, doch muss die LNG-In­frastruktur in der Schweiz erst aufgebaut werden, während CNG an rund 150 Tankstellen (90 davon auch für LKW) angeboten wird. Zudem verflüchtigt LNG durch die Erwärmung bei zu langer Lagerung, hingegen kann wegen der höheren Gasverdichtung mit einem LNG-­Last­wagen je nach Tankgrösse deutlich über 1000 Kilometer weit gefahren werden.

Mit Blick auf eine stärkere Verbreitung von Erdgas führt Iveco auch Gespräche mit Energieversorgern in der Schweiz. Dabei hat sich gezeigt, dass verschiedene von ihnen bereit wären, einem Transporteur oder Grossverteiler bei über 20 Gaslastwagen eine eigene Tankstelle auf den Hof zu stellen. Einen weiteren, spannenden Ansatz zum Thema CO2 reduzieren verfolgt die Empa. Eine Spezialanlage entzieht der Umgebungsluft CO2 und wandelt es in künstliches Methan (CH4) um, das in die Erdgasversorgung eingespeist oder für die Fahrzeugbetankung genutzt werden kann.

Visited 17 times, 1 visit(s) today

Weitere Beiträge zum Thema