Volvo treibt den Elektrotruck in den USA voran

VOLVO TRUCKS NORDAMERIKA Während Volvo in Europa mit dem Verkauf von Elektro-Trucks begonnen hat, laufen die Vorbereitungen auf den Elektroeinsatz in Nordamerika auf Hochtouren. Nun präsentierten die Schweden erstmals ihre US-Lösung in Form des Volvo VNR Electric.

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Im Rahmen des Projektes Lights bringt Volvo Trucks in den USA 23 elektrische VNR-Trucks auf die Strasse.

Im Herbst 2018 hat die kalifornische Umweltbehörde CARB (Californian Air Resources Board) ein umfassendes Programm gestartet für Warentransporte mit null oder nahezu null Emissionen. Dazu wurden elf Projekte unterstützt, mit dem Ziel, Gebiete zu entlasten, die besonders unter der Luftverschmutzung durch Gütertransport leiden. Die dabei angestrebten Transportlösungen sollten elektrische Lokomotiven, Elektro-LKW, elektrische Kompressoren von Kühlanhängern und elektrische Logistikfahrzeuge (Gabelstapler, Hafen-Zugmaschinen) hervorbringen, inklusive der jeweils nötigen Infrastruktur. Die CARB erhofft sich, dass die Technologien kosteneffizient sind und sich auf andere Unternehmen und weitere Gebiete im Bundesstaat ausweiten lassen. Für die gesamthaft elf Projekte stellen die CARB und andere staatliche Behörden ein Gesamtvolumen von 205 Mio. US$ zur Verfügung. Mit den von privaten Firmen eingebrachten rund 210 Mio. US$ sollte ein Gesamtinvestitionsvolumen von 415 Mio. US$ anfallen.

Das Projekt Lights, in das Volvo Trucks involviert ist, ­erreicht in den USA ein Gesamtinvestitionsvolumen von 90 Mio. US$, wovon von staatlicher Seite 45 Mio. US$ eingeworfen werden und von Volvo Trucks 37,5 Mio. US$, und es wird in ­einem Gebiet abgewickelt, welches das südliche Los Angeles und San Bernardino umfasst. Lights ist das Kürzel für Low Impact Green Heavy Transport Solutions, zu dem sich 15 öffentliche und private Partner zusammengeschlossen haben, um eine valable Lösung für elektrischen Gütertransport in verkehrsbelasteten Gebieten aufzuzeigen.

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Neben dem Sattelschlepper gibt es den VNR Electric auch als Aufbau-LKW.

Mit Ökosystem zum Erfolg
«Damit ein solches Projekt funktionieren kann, braucht es mehr als nur den Last­wagen», sagt Peter Voorhoeve, Präsident von Volvo Trucks Nordamerika. «Für Null-Emissionen wird ein komplettes Ökosystem benötigt, das wir dann auch pflegen müssen.» Dieses umfasst gemäss Voorhoeve drei Säulen. Zum einen die Fahrzeugtechnologie, zum anderen die intelligente Ladeinfrastruktur und schliesslich die Ausbildung und Schulung von Verkauf- und Servicekräften, inklusive des Aufbaus der dazu nötigen Ausbildungsprogramme.

Neben den Investitionszahlen geben weitere Eckdaten Aufschluss über die Tiefe des Lights-Projektes. Geplant sind 23 Elektro-Trucks VNR Electric, welche Volvo vor wenigen Tagen erstmals präsentiert hatte. Dazu kommen 29 weitere batterieelektrische Fahrzeuge, wie Gabelstapler und Logistikfahrzeuge. Vonseiten der Infrastruktur sind 58 öffentliche und private Lade- und Schnellladestationen vorgesehen, zusätzlich werden 1,8 Mio. kWh Solarenergie eingespiesen. Schliesslich sind zwei auf Elektro-Trucks spezialisierte Kundendienst- und Service-Center geplant und zwei Hoch­schulen erarbeiten Wartungsprogramme für Elektro-LKW.

Bei der Fahrzeugtechnologie sollen intelligente Kon­troll­algorithmen den Energieverbrauch und damit die Reichweite verbessern, beispielsweise durch vorausschauendes Rekuperieren. Zudem rechnet man bei Volvo damit, dass der Fortschritt bei der Batterietechnologie wesentlich für den weiteren Erfolg des batterieelektrischen Trucks ist. Man geht davon aus, dass mit der Chemie der Lithium-Ionen-Batterien die Energiedichte um über 20 Prozent verbessert und zugleich der frühzeitige Leistungsabfall und damit die Kosten reduziert werden können.

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Ein Teil des Lights-Projektes umfasst die nötige Ladeinfrastruktur in den USA, die, als Rarität, öffentlich zugängliche Truck-Schnelllader umfasst.

Die Ladeinfrastruktur ist eine der ersten, welche öffentlich zugängliche Schnelllader für Lastwagen umfasst. ­Zudem werden die Stationen mit der Fahrzeugtelematik vernetzt, damit die Bedürfnisse von Fahrzeug, Stromanbieter und Netzstabilität gewährleistet werden kann. Schliesslich werden sogenannte Second-Life-Batterien, also gebrauchte, aus Elektromobilen wiederverwendete Stromspeicher, zur Stabilisierung des Netzes und für die Spitzenabdeckung eingesetzt.

Volvo VNR Electric
Die ersten fünf der 23 Lights-Last­wagen wurden bereits ausgeliefert. Sie basieren auf dem nordamerikanischen Volvo VNR-Hauber, der mit der Antriebs- und Batterietechnologie des Volvo FE electric bestückt ist. Zudem fliesst das gesamte Know-how der Firma in Sachen Elektrobusse ein, das auf über 4000 verkaufte E-Busse seit 2010 zurückgeht. Die Inbetriebnahme der ersten Fahrzeuge in den Alltagsbetrieb ist für Volvo essenziell wichtig. «Wir erhoffen uns Berge von Daten aus diesen Fahrzeugen», sagt Peter Voorhoeve. Damit soll die Technologie weiter verbessert werden, bevor gegen Ende Jahr in den USA eine limitierte Serienproduktion gestartet werden soll. Voorhoeve weiter: «Eine unserer Vorgaben war es, kein Pilotprojekt, kein Vorzeigeprojekt auf die Beine zu stellen, sondern eine kommerzielle Lösung.» Der oberste Entwickler der Volvo Group, Lars Stenquist, erhofft sich aus dem Lights-Projekt auch Aufschluss über die Lebensdauer und die Reichweite von Traktionsbatterien in E-Lastwagen.

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Ladedose beim VNR Electric auf Fahrerseite.

Wie im FE electric ist der Dual-Motor tief im Chassis-Rahmen untergebracht, die Leistungselektronik befindet sich im «Motorraum» und die Batterien sind links und rechts am Rahmen befestigt. Die Motoren arbeiten im VNR Electric mit 260 kW Dauerleistung, können aber kurzfristig bis 400 kW Spitzenleistung abgeben. Vier Batteriepacks à 50 kWh werden eingesetzt, wobei bei Bedarf hinter der Kabine Platz für zwei weitere Packs vorhanden wäre. Damit ergeben sich Speicherkapazitäten von 200 bis 300 kWh. Genaue Angaben zur Reichweite wurden keine gemacht, doch sehen die Touren im Lights-Projekt Betriebsdistanzen zwischen 120 und 280 Kilometern vor.

Die Pläne mit dem Produktionsstart Ende Jahr dürfen als ambitiös bezeichnet werden, entsprechen aber dem Tempo, das Volvo in Sachen Elektro-Trucks bislang vorgelegt hat. Dabei will Volvo Trucks den VNR Electric in den USA sowohl als Zug­maschine als auch als Lastwagen mit Aufbau anbieten. Die Achskonfigurationen sehen Zwei- und Dreiachser, Letztere mit Liftachse oder 6×4, vor.

Die Preise für den VNR Electric will Volvo gegen Ende 2020 bekannt geben. Mit dem Projekt Lights zeigt Volvo ihren Kunden, dass sie von Produkteseite für den bevorstehenden Wechsel zu elektrischen Trucks bereit ist.

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