Dekarbonisierung: Migros, die tut was!
DEKARBONISIERUNG Im Rahmen einer Dialogveranstaltung stellte die Migros Anfang August ihre Initiativen zur Dekarbonisierung und Digitalisierung des Güterverkehrs vor. Dabei wurde deutlich: Die Massnahmen des orangen Riesen zur nachhaltigen Transportlogistik bewegen sich auf hohem Niveau.

«Es reicht nicht, einen einzelnen Elektrolastwagen auf die Strasse zu bringen – die Migros setzt auf einen ganzheitlichen Ansatz. Zusammen mit herausragenden Partnern testen wir verschiedene Technologien auf ihren Effekt für die Dekarbonisierung», so die Kernaussage von Rainer Deutschmann, Leiter Direktion Logistik Transport des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB). Die Migros investiert seit Jahren konsequent in die Dekarbonisierung sowie in moderne Digitalisierungslösungen im Güterverkehr und gestaltet die Umstellung von einer ressourcenintensiven Energiewirtschaft hin zu einer kohlestofffreien Wirtschaft aktiv mit. Dabei arbeitet sie eng mit den nationalen und regionalen Behörden sowie führenden nationalen Institutionen und Unternehmen zusammen, so zum Beispiel mit dem Astra, dem BAV, der Empa, Iveco oder den St. Galler Stadtwerken.
Veränderungen im Verkehr erwartet
Verkehrsstatistiken dominierten die Key Note von Jürg Röthlisberger, Direktor Bundesamt für Strassen Astra. Es waren Zahlen, die brennend interessieren: So werden, obwohl die Schweiz Bahnland Nummer 1 ist, «nur» 19 Prozent der Verkehrsleistungen vom Öffentlichen Verkehr erbracht (Schiene: 16 Prozent) und 81 Prozent durch den Individualverkehr. Die Schwäche dieses Modalsplits liege in der schlechten Verträglichkeit. Der Verkehr ist für etwa 14 Prozent der Treibhausgase verantwortlich.
«Die Megatrends Digitalisierung und Elektrifizierung sowie das Bevölkerungswachstum werden zu einer Verkehrszunahme führen», prognostiziert Röthlisberger. Konkret nannte er die Einwohnerzahl von 10,4 Mio. im Jahr 2040. Der ÖV werde mit 51,5 Prozent am stärksten wachsen, gefolgt vom Langsamverkehr (Fussgänger, E-Bikes und E-Scooter) mit 32 Prozent und dem motorisierten Individualverkehr mit 18,1 Prozent. «Das verändert zwar den Modalsplit zugunsten des ÖV auf 23 zu 77 Prozent, doch eigentlich liegt das in einer ähnlichen Grössenordnung. Das zeigt, wir können das Verhältnis nicht mit der Brechstange ändern. Die Mobilität wird zunehmen, ausser wir schränken sie mit harten politischen Massnahmen ein.» Etwas, das erfahrungsgemäss nicht passieren wird. Doch es gibt Optimierungsmöglichkeiten. So sei die Abschaffung des Automateneintrags im Führerausweis eine Massnahme zur Förderung der Elektromobilität, da die E-Autos bekanntlich ohne Getriebe auskommen.

Grosser Player, grosse Verantwortung
Die Migros ist sowohl auf der Schiene als auch auf der Strasse einer der bedeutendsten Player im schweizerischen Gütertransport und unterstützt innovative Initiativen wie Cargo sous Terrain oder den Förderverein H2 Mobilität Schweiz. Sie testet eine Kombination verschiedener Technologien für den Güterverkehr, einschliesslich Batterieelektrik, Biogas und Wasserstoff-Brennstoffzellen. Dazu wird mit einer Tourensimulation evaluiert, welcher Antrieb für welche Tour geeignet ist.
Die Migros beteiligt sich nicht nur als Gründungsmitglied im Förderverein H2 Mobilität Schweiz, sondern auch am Projekt «GOH!», bei welchem mit einem Firmenkonsortium in der Schweiz ein Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lastwagen entsteht (mehr darüber auf Seite 16). Sehr beeindruckend an der Veranstaltung bei Migros war die Vorstellung der IT-Plattform LT-Opex-Tower zur Steigerung der eigenen Transportleistungen, welche die Digitalisierung der Supply Chain schon sehr weit führt. Dabei handelt es sich um ein von Migros initiiertes Merchandise-Order-Management-System für Food und Nonfood, mit dem geografisch, in Realtime und end-to-end die Warenströme nachverfolgt und optimiert werden können.

Biogas der St. Galler Stadtwerke für die GMOS
Auch die Genossenschaft Migros Ostschweiz GMOS – sie fährt täglich 200 Touren mit 8000 Paletten und legt dabei 20 000 km zurück – setzt seit März 2019 mehrere Fahrzeuge mit alternativen Antriebsstoffen ein: Zwei Sattelzugmaschinen, ein Lieferwagen sowie ab Herbst neu auch ein Wechselpritschen-Lastwagen fahren mit Schweizer Biogas. Dieses wird von den Stadtwerken St. Gallen bezogen. Basis ist eine Studie der Empa, die belegt, dass die Biogas-Alternative im Vergleich zu herkömmlichen, fossilen Antriebsstoffen CO₂-Emissionen einsparen kann. «Es gibt mit der Biogas-Technologie schon heute bewährte und hervorragende Lösungen, um markant CO₂ einzusparen. Mit dem ausschliesslichen Einsatz von Schweizer Biogas nutzen wir dabei einen heimischen Kraftstoff, was die Bilanz nochmals deutlich verbessert», so Daniel Balmer, Leiter Transportlogistik der Migros Ostschweiz. Seine Nachhaltigkeitsstrategie lautet «Vermeiden, Verlagern, Verbessern». Christian Bach von der Empa bestätigte, dass Biogas gegenüber Diesel um vier- bis fünfmal weniger CO₂ ausstösst, also sogar weniger als ein Elektro-LKW, berücksichtigt man auch den CO₂-Ausstoss bei der Herstellung der Batterie und der Stromproduktion.
