Die grosse Stärke von Normen und Richtlinien

LADUNGSSICHERUNG Braucht es überhaupt Normen und Richtlinien? Reichen die schweizerische Gesetzgebung und gesundes Augenmass nicht aus? Diese Fragen und andere, interessante Referate prägten das 4. Ladungssicherungssymposium in Arbon.

Ladungssicherungssymposium Schweiz Richtlinien TIR transNews
Güter sicher transportieren ist oberstes Gebot. Dabei helfen Normen und Richtlinien. Bereits zum vierten Mal wurde dazu das Ladungssicherungssymposium Schweiz durchgeführt.

Im schweizerischen Strassenverkehrsgesetz SVG steht im Artikel 30 Absatz 2: «Die Ladung ist so anzubringen, dass sie niemanden gefährdet oder belästigt und nicht herunterfallen kann.» Dieser Satz sagt zwar viel aus, wie die Ladung zu sichern ist, weiss man hier aber nicht. Das Gefahrgutrecht ADR, welches in unserer Gesetzgebung verankert ist, geht da schon einen Schritt weiter. Unter dem Punkt 7.5.7.1 steht: «Die Vorschriften dieses Unterabschnitts gelten als erfüllt, wenn die Ladung gemäss der Norm EN 12195-1:2010 gesichert ist.»

Das Bundesamt für Strassen Astra hat sich schon im Jahr 2013 dafür ausgesprochen, dass die Norm nicht nur für Gefahrgüter, sondern auch für alle anderen Güter als Berechnungsgrundlage dienen soll. In der EN 12195-1:2010 ist zudem unter Punkt 2 «Normative Verweisungen» zu lesen, dass für die Anwendung der Norm folgende Dokumente erforderlich sind:

  1. EN 12195-2:2000: Zurrgurte aus Chemiefasern
  2. EN 12195-3:2001: Zurrketten
  3. EN 12195-4:2003: Zurrdrahtseile
  4. EN 12640-2:2006: Aufbauten an Nutzfahrzeugen

Ausserdem ist in der VTS (Verordnung über die technischen Anforderungen an Strassenfahrzeugen) unter anderem die EN 12640 verankert. In ihr sind Festigkeit und Anzahl der Zurrpunkte festgelegt.

Es ist also ersichtlich, Normen bestimmen längst die Ladungssicherung in der Schweiz und natürlich auch ­Europa. Und das ist auch gut so. Zum Thema Normen lohnt sich ein Blick auf die Steckdosen. Kaum auszudenken, wenn jeder Elektriker seine eigenen ungenormten Dosen montieren würde. Leider ist hier aber die Norm nicht europaweit einheitlich. Jene, die reisen, kennen die Probleme in anderen Ländern. Normen bestimmen folglich auch unseren Alltag und könnten ihn einfacher machen.

Für den Anwender getestet
Doch weshalb gibt es Richt­linien in der Ladungssicherung? Und die andere Frage, die sich stellt: Muss ich mich daran halten? Weshalb es Richtlinien gibt, ist ganz einfach zu beantworten: Sie füllen die Lücken, welche die Normen offen lassen. So steht in keiner Norm, wie beispielsweise hart gewickelte Papierrollen richtig zu sichern sind. Dies steht im Blatt 9 der VDI 2700 (Verein Deutscher Ingenieure). Die VDI-Richtlinien werden übrigens in regelmässigen Abständen auf ihre Richtigkeit überprüft. Dieses Prozedere läuft momentan beim vorhin erwähnten Blatt 9 ab. Dazu werden Fahrversuche gemacht, um das Verhalten der Ladung in Notsituationen zu überprüfen und um die Anweisungen für die korrekte Sicherung richtig anzugeben. Wir Anwender können dann von den Ergebnissen nur profitieren. Wenn das jeder selbst herausfinden müsste …

Gerne wird aber auch darauf verwiesen, dass die VDI-Richtlinien vom Verein Deutscher Ingenieure gemacht wurden. Es seien also deutsche Richtlinien. Dem gilt es zu entgegnen: Gibt es einen Verein Schweizer Ingenieure, welcher sich mit Ladungssicherung beschäftigt, Fahrversuche unternimmt und die Ergebnisse auf Papier bringt? Leider nein! Wir können froh sein, vom Know-how, welches in den VDI-Richtlinien enthalten ist, zu profitieren. Und bekanntlich ist die Physik in Deutschland dieselbe wie bei uns.

Um auf die andere Frage zurückzukommen, ob wir uns an Richtlinien halten müssen, so denke man nur an das Heben von Lasten. Es ist allgemein bekannt, dass man zum richtigen Heben einen geraden Rücken machen sollte. Doch muss man sich daran halten? Falls man sich nicht daran hält, wird irgendwann der Rücken durch Schmerzen zu verstehen geben, dass es falsch war.

Am Ball bleiben
Das Gleiche gilt für die Richtlinien in der Ladungssicherung. Wer sich nicht daran hält, dem wird es irgendwann die Physik zeigen. Es können aber auch Schmerzen daraus entstehen – finanzieller Natur, durch Bussen oder durch Verletzte oder sogar getötete Personen. Weder Normen noch Richtlinien sind etwas Schlechtes, sie machen vielmehr die Ladungssicherung für den Anwender einfacher, weil darin beschrieben ist, wie die Ladung richtig zu sichern ist.Und wie wird Ladungssicherung gemacht? Ganz einfach: Man nehme … Gesetze, Vorschriften, Normen, Richtlinien und Verladeempfehlungen … mische alles kräftig durch. Was dann herauskommt, ist die korrekte Ladungssicherung. Falls sich diese per Zufall mit dem gesunden Augenmass des Anwenders decken, ist nichts dagegen einzuwenden. Leider ist die Ladungssicherung aber nicht immer so einfach und entwickelt sich auch ständig weiter.

Es empfiehlt sich, am Ball zu bleiben. In Kürze helfen wir Ihnen, auf dem neuesten Stand zu bleiben, indem wir die wichtigsten Punkte der Referate des 4. Ladungssicherungssymposiums Schweiz aufzeigen.

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