Rundholzlogistik auf neuen Wegen

RUNDHOLZLOGISTIK Der Rundholztransport ist dank moderner Technik bis hin zur Digitalisierung effektiver und schneller geworden. Auch in der Logistik geht die Branche neue Wege; so etwa das fränkische Forstunternehmen Reith.

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Die Besonderheit der dreh- und hebbaren LKW-Kabine bringt in der Rundholzlogistik sowohl einen Zeitgewinn als auch besseren Komfort für den Arbeiter und vor allem Witterungsschutz, weil praktisch alle Arbeiten aus der Kabine heraus möglich sind.

«Diesen LKW konnte nur MAN liefern», sagt Julian Reith, Juniorchef des Familienbetriebs in Arnstein-Heugrumbach, nördlich von Würzburg. Er sitzt in einem aussergewöhnlichen Fahrzeug für den Rundholztransport des Unternehmens, das in der Branche für Innovation bekannt ist. Es wurde vor 30 Jahren von Vater Dietmar Reith als Lohn­rückebetrieb (Holz für den Besitzer aus dem Wald heraus­holen) gegründet. Bald begann er selbst, Holz im Wald zu kaufen und zu «ernten». Es folgte ein LKW zum Umsetzen der Maschinen, dann ein weiterer für die Beförderung von eingeschlagenem Holz. Früh erkannte Reith das Potenzial alternativer Energie aus nicht industriell verwertbarem Holz. In den späten Neunzigern stieg er als Pionier in die Erzeugung von Biomasse sowie Holzschnitzeln ein. Jährlich gehen heute allein 50’000 Schüttraummeter (entspricht einem Kubikmeter) eigenproduzierte Holzschnitzel mit eigenen LKW zu den Kunden.

Das Forstunternehmen Reith bietet fast alle forstlichen Leistungen an: Holzernte, Holzrückung, Holztransport auch für Dritte. Rundholzhandel ist ein Hauptgeschäftsfeld des 30 Personen zählenden Betriebs. Das Unternehmen setzt einen umfangreichen Fuhr- und Maschinenpark für die Rundholzlogistik ein: acht Forstmaschinen, zwei Schlepper, einen Verladebagger, Tele­skop­lader, Holzhäcksler und zwölf LKW. Der Betrieb bildet Maschinenführer, Fahrer im Forsttransport sowie Kran­führer aus. Der Fuhrpark umfasst Maschinentransporter, Sattelzüge für Rundholz und Holzschnitzel, Anhängerzüge für Abrollcontainer, Kurzholzzüge und einen Langholzzug mit Doll-Logo-Auflieger. Jeder Fahrer hat ein firmeneigenes Multimedia-Tablet und damit Zugriff auf die Position der Holzlager (Polter), Holzart, Menge und Qualität; GPS-Ortung eingeschlossen. Juniorchef Julian Reith: «Unser EDV-System ist in Deutschland einmalig und schnell zu begreifen.»

Vater Dietmar Reith und Sohn Julian Rundholzlogistik MAN TIR transNews
Innovatives Duo: Vater Dietmar Reith und Sohn Julian beschreiten mit dem von Spe­zia­list Toni Maurer modifizierten MAN 33.500 6×4 neue Wege in der Rundholzlogistik.

Innovation in der Rundholzlogistik

Innovativ war die Firma Reith auch bei ihrem Kommissionierzug, einem MAN TGS 33.500 6×4, den MAN-Partner Toni Maurer mit einer Dreh-/Hubkabine ausgerüstet hat. Das Fahrzeug wurde für den Rundholzeinsatz von Doll Fahrzeugbau nach Vorgaben von Dietmar und Julian Reith ausgerüstet und mit einem Doll-Auflieger Logo 12K komplettiert. Um die Zugmaschine flexibel nutzen zu können, wurde der Epsilon-Kran Q170L auf dem Schwanenhals des Aufliegers montiert.

Geraume Zeit hat Julian Reith das Fahrzeug selbst ge­steuert: «Unser Konzept hat sich bewährt. Wir sammeln damit Teilmengen und bringen sie an zentrale Polter. Dort verladen wir sie auf bereitgestellte Lastzüge oder Auflieger. Unsere LKW bewegen sich im Umkreis von 100 bis 120 Kilometern. Die Entkoppelung der Verladung durch den Einsatz kranloser Fahrzeuge bringt vier bis sechs Tonnen Nutzlastgewinn, eine bessere Arbeitsplanung und Zeiteinteilung. Das gilt auch für den Einsatz von Speditionsfahrzeugen.»

Unterwegs mit dem Kommissionierfahrzeug

Bei unserem Besuch bei Reiths steht der Kommissionierzug beladen auf dem Werkhof. Dort herrscht reges Treiben. Ein Teleskop­lader belädt einen Hängerzug mit Holzschnitzeln, etwas weiter entfernt entlädt ein Kurzholzzug Rundholz auf dem Sortierplatz. Julian Reith geht zum Kommissionierfahrzeug, steigt über breite Trittstufen zur durch ein Geländer geschützten Kabinentür und setzt sich auf den mittig montierten Fahrersitz. Ein schmaler Beifahrersitz links von ihm erlaubt uns die Mitfahrt. Die Kabine stammt aus dem Agrarbereich von Claas. Der Sitz ist der eines Maschinisten, mit Joysticks links und rechts für die Bedienung der Dreh-/Hub-Funktion sowie der Kran- und Aufliegerhydraulik. Die Rundumsicht ist einmalig. Da die Frontscheibe bis zum Boden reicht und kein Armaturenträger vorhanden ist, wurden die LKW-Anzeigen seitlich vom Chauffeur platziert. Die bei MAN an der Lenksäule angebrachten Funktionen sind geblieben, auch jene für die Automatikschaltung. Weniger Wichtiges sitzt über den Front- und Seitenscheiben. Rechts liegen die Halterung für das Tablet und das Doll-eigene Farbdisplay mit Kontrollfunktionen für Kran, Fahrniveau, Achslast­anzeigen, Rundumleuchte, Arbeitsscheinwerfer und mehr.

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Camion und Arbeitsmaschine: Die Instrumente und Bedienelemente sind seitlich und über dem Chauffeur platziert.

Julian Reith fährt den Zug in Entladestellung, löst die Hände vom Lenkrad und greift die beiden Armstützen mit den je vier Funktionsknöpfen. Die Kabine hebt sich und schwenkt rechts um 180 Grad zum Auflieger; möglich sind 300 Grad Schwenkradius. Ein Knopfdruck, und die Hydraulikstützen des Krans senken sich und finden sicheren Stand. Nun hebt sich der Kran; die Entladung beginnt. Unter anderem bietet die Dreh-/Hubkabine auch die Vorteile des Log­lift-­Systems HiVision, aber zugleich deutlich mehr direkte Rundumsicht auf Kran, Ladegut und Fahrzeugstützen. Die Rückfahrkamera sichert zum Heck.

Zum Positionswechsel entlang dem Rundholzlager kann Reith den Zug nach Anheben der Hydraulikstützen sofort bewegen, später fährt er ihn mit Sicht auf den Auflieger über eine grössere Distanz rückwärts.

Einsammeln von Kleinmengen im Wald

Nach dem Fegen des Aufliegers geht es auf Ladetour in einem nahen Waldgebiet. Reith: «Die Sicht aus der Mitte ist exzellent; man muss sich aber daran gewöhnen.» Die Forststrasse im Wald ist schmal, doch nur wenige Äste berühren das hoch platzierte Fahrerhaus. Schon hält Reith neben am Rand liegenden Stämmen. Er hält an und wechselt zu den Funktionsknöpfen in den Armlehnen. Die Kabine hebt sich bei gleichzeitiger Drehung, die Kranstützen klappen nach unten. Schon dreht sich der Kran, der Greifer packt zu und legt das Holz auf dem Rungensattel ab. Für die Fahrt zum nächsten Polter schwenkt Reith die Kabine zurück, senkt sie und greift das Lenkrad, um an einem neuen Ort dann den Hub-, Dreh- und Ladevorgang zu wiederholen. Beim geringen Abstand zum nächsten Polter dreht er die Kabine auf 270 Grad, kann also seitlich, nach hinten und vorn in Fahrt­richtung blicken und zur nächsten Kranung mit bis zu 12 km/h rollen. Nach diesen Arbeiten wird das Holz für die Rückfahrt zum Sortierlager gesichert, und zwar durch die fest an den Rungen angebrachten Gurten.

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Die Kabine im Ruhe-, respektive Fahrzustand. Es handelt sich um eine Mähdrescherkabine von Claas.

Bei der Rundholzlogistik Zeit und Kosten sparen

Der Zeitaufwand für das Laden von vier Partien im Wald ist erstaunlich gering. Das Umsteigen vom Kransitz an den Fahrerplatz entfällt. Hinzu kommt der hohe Komfort für den Kranführer, der vor Wind und Wetter geschützt arbeitet. Ein grosser Vorteil ergibt sich aus der Möglichkeit, einerseits an einem zentral eingerichteten Polter andere Fahrzeuge zu beladen, danach oder in der Wartezeit auf weitere LKW neue Holzvorräte zum zentralen Polter herbeizuschaffen und bei Bedarf einen bereits beladenen Auflieger zu verschieben oder diesen an einen anderen Stellplatz zu fahren.

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