Handelslogistik 2025: Digitalisierung verändert Handel

DIGITALISIERUNG Der zunehmende Online-Handel sorgt für Veränderungen in allen Bereichen, vom stationären Handel bis zur Logistik. Verschiedene Szenarien zeigen Zukunftsperspektiven auf.

Die aktive Rolle des Handels im Prozess der Digitalisierung trägt entscheidend dazu bei, ob die eigentliche und traditionelle Handelslogistik auch in Zukunft bestehen kann.

Die aktive Rolle des Handels im Digitalisierungsprozess trägt entscheidend dazu bei, ob die eigentliche und traditionelle Handelslogistik auch in Zukunft bestehen kann oder ob sich neue Player zwischen Handel und Endkunde drängen und das Heft in die Hand nehmen. Das ist, kurz gefasst, das Ergebnis einer „Szenariostudie Handelslogistik 2025“, die das deutsche EHI Retail Institute (Köln) mit Logistikexperten entwickelt hat. In verschiedenen Szenarien nennt die Studie mögliche Trends und Entwicklungen in der Handelslogistik bis 2025, die Unternehmen eine Orientierungshilfe für eigene zukünftige Geschäftsmodelle geben sollen.

Szenario 1: Sättigungseffekt
Diese Szene beschreibt eine Situation, in der ein Sättigungseffekt im Digitalisierungsprozess erreicht ist. Begünstigt durch eine fortschreitende Urbanisierung sind zahlreiche Flagship-Stores – zunehmend von Marken beziehungsweise Herstellern – entstanden. Diese bieten dem Kunden durch Showrooming-Konzepte ein besonderes Einkaufs- und Produkterlebnis. Der Erlebnischarakter des Shoppens sorgt dafür, dass der Kunde die Ware bevorzugt im stationären Handel begutachtet und sich die Ware durch die Logistikpartner des Handels direkt nach Hause liefern lässt. Die Handelslogistik nimmt folglich eine sehr aktive Rolle im Digitalisierungsprozess ein. Allerdings verstärkt sich die Komplexität in der Logistik des Handels, unter anderem durch die Zunahme an Retouren.

Szenario 2: On- und Offline
Hier existieren On- und Offline-Welt zusammen nur in geringem Masse, E-Commerce und stationärer Handel sind nicht aufeinander abgestimmt. Durch die parallele Existenz beider Welten erhöht sich die Komplexität in der Handelslogistik in Form eines höheren Aufwands bezüglich der Organisation und der Prozessabläufe innerhalb der unterschiedlichen Lieferketten. Gleichzeitig wollen sich immer mehr Hersteller und Anbieter aus der Logistikbranche in der Handelswelt durchsetzen. Indem sie auf ein breites Portfolio an Dienstleistungen zurückgreifen und dadurch effizienter als die Logistik des Handels agieren können, drängen sie sich zwischen Handel und Endkunde und treten in Konkurrenz zu den etablierten Strukturen der Handelslogistik.

Szenario 3: Supply Chain
Zu einer stärkeren Verschmelzung von E-Commerce und stationärer Handel kommt es in dieser Szene. Sie repräsentiert somit den klassischen Omnichannel-Handel, der durch kleinere Verkaufsflächen und die Nähe zum Kunden gekennzeichnet ist. Durch den Zuwachs an Auslieferungspunkten (wie Paketshops und Packstationen) und die Fokussierung der Logistik im Bereich des Supply Chain Managements auf den Endkunden kommt es zu einer stärkeren Automatisierung in den Logistikprozessen des Handels. Zudem kommt es im Bereich des Supply Chain Managements zu einem Wettbewerb von Handelslogistik und der Logistik der Hersteller. Beides sorgt dafür, dass sich die Komplexität in der Handelslogistik massiv erhöht.

Szenario 4: Stationärer Handel verschwindet
In diesem Worst-Case-Szenario wird das Ende des stationären Handels prognostiziert, in dem der stationäre Handel vielerorts gänzlich verschwindet, während der Online-Handel eindeutig dominiert. Die Logistik hat sich vollständig vom Handel gelöst, denn Online-Pure-Player schaffen eigene, hoch automatisierte Logistiklösungen. Dadurch haben sie dem Handel die Kontrolle über die Wertschöpfungskette aus der Hand genommen. Ihren Platz in diesem Szenario versucht die Logistikbranche über die Einbettung von IT-Systemen und -technologien in existierende IT-Landschaften und die Supply Chain Steuerung zu sichern.

Das Expertenteam zur Erstellung der Studie bestand aus 31 Logistikentscheidern aus zehn Handelsunternehmen der Sortimente Lebensmittelhandel, Hard Goods, Textil- und DIY sowie  Dienstleistungsunternehmen aus den Bereichen Strategieberatung sowie IT- und Logistik.

Die ganze Studie kann hier bezogen werden.

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