Kyburz: Innovation made in Switzerland
LETZTE MEILE Zuverlässig, robust, emissionsfrei, lautlos, einfach zu fahren – die Kyburz DXS und DXP haben sich tausendfach im Einsatz bewiesen. Nun entwickelt der Hersteller im Tösstal neue Versionen für verkehrssensible Innenstädte.
Als Martin Kyburz vor einem Vierteljahrhundert sein erstes Elektromobil baute, ahnte noch niemand, dass ab 2017 die Schweizerische Post nur noch mit von ihm entwickelten und gebauten Elektrodreirädern die Schweizer Haushalte versorgen würde. Sein Konzept stösst inzwischen weltweit auf Interesse, selbst die australische Post testet 100 Fahrzeuge in einem Feldversuch mit dem Potenzial, alle australischen Städte damit auszurüsten. Man rechne …
Speditiv, effizient, einfach
Gefordert ist der bedarfsgerechte Einsatz von zuverlässigen und sicheren Fahrzeugen für die Abholung und Lieferung bei tiefen TCO. Kyburz Switzerland entwickelte das «Elektro-Töffli» inzwischen weiter: Der DXCargo steht kurz vor der Typenprüfung. Seine Höchstgeschwindigkeit liegt bei 45 km/h. Die Reichweite wird mit 50 km im urbanen Stop-and-go-Verkehr und 100 km bei Distanzfahrt angegeben. Sein neu entwickeltes Fahrwerk mit grösserem Radstand ermöglicht Aufbaumöglichkeiten, die auf ein Volumen von einem Kubikmeter und auf 200 kg Zuladung ausgelegt sind. Mit dem Führerschein A1 können auch die Auszubildenden selbstständig Arbeiten erledigen. Ein optionales Dach bietet Schutz gegen Witterung.
Eine Testfahrt offenbarte, wie einfach es ist, damit zu fahren. Der Gasgriff dient der Beschleunigung und – beim Zurückdrehen – auch dem Bremsen, wobei für starkes Bremsen oder in Notsituationen die klassische Betriebsbremse via Bremshebel noch nicht ausgedient hat. Schnell gewöhnt man sich an das spezielle Gefühl in den Kurven und flitzt mit jeder Umrundung schneller ums Haus. Auch an die leichte Verzögerung bei der Umsetzung der Gasgriffbefehle gewöhnt man sich und lernt, die Feindosierung buchstäblich in den Griff zu bekommen. Für den Unternehmer erfreulich ist die Zeitersparnis, denn es muss kein Motor ausgeschaltet oder gestartet werden, wenn der Kurier das Fahrzeug verlässt und wieder besteigt. Draufsitzen, Griff drehen, fahren, bremsen, anhalten, absteigen – der Kontaktschalter im Schalensitz erledigt den Rest.
Der Töffli-Sattelschlepper
Mit dem Zugfahrzeug DX- Tractor und seinem Auflieger AHJumbo kombiniert Kyburz die Agilität des Dreiradfahrzeugs mit den Raummöglichkeiten eines Sattelschleppers. Der Trailer bietet ein Volumen von 4,5 Kubikmetern resp. die Möglichkeit, drei Euro-Paletten zu laden. Er ist für eine Nutzlast bis 450 kg ausgelegt. Auch hier liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 45 km/h, fahrbar ist die Komposition ebenfalls mit dem Führerschein Kat. A1. «Wir sind damit an die Grenze des gesetzlich Möglichen gegangen», erklärt Martin Kyburz.
Das Gespann benötigt wenig Parkraum. Die geringe Fahrzeugbreite von 96 cm ermöglicht das Ausladen an ungewöhnlichen Orten, an die kein LKW kommt – oder darf. Die Nähe des Abladeortes zum Warenempfänger und der Wegfall der Parkplatzsuche erhöhen die Effizienz im Betrieb. DXTractor und AHJumbo sind ebenfalls noch Prototypen, sollen aber in diesem Jahr bei mindestens drei Logistikkunden in Dienst gestellt werden. Das Interesse vonseiten Logistikdienstleistern sei definitiv vorhanden. Spätestens wenn, wie im Ausland schon geplant, auch in der Schweiz Innenstädte komplett vom motorisierten Individualverkehr befreit oder zumindest dafür stark eingeschränkt werden, wird die Nachfrage nach dem Elektrogespann in die Höhe schnellen.
Der autonome e-Trolley
Transportautomation durch personallose Transportsysteme wurde u. a. bereits durch die Post getestet (Lieferroboter). Der autonome eTrolley, ein weiteres Schweizer Qualitätsprodukt, transportiert aber deutlich grössere und schwerere Güter – nämlich bis 120 kg – auf definierten Strecken, die er nur beim ersten Mal von Personal begleitet abfährt und sich so «merkt». Ein Klick vom PC aus schickt ihn ab dem nächsten Mal los. Erst am Bestimmungsort öffnet sich die Ladeklappe. Das Transportgut ist so gegen Diebstahl gesichert. Die Aufbauten lassen sich kundenspezifisch an die Bedürfnisse anpassen.
Acht verschiedene Sensortypen überwachen die Umgebung des Fahrzeugs. Der autonome eTrolley erkennt Hindernisse auf seiner Route und sucht sich selbstständig einen alternativen Weg. Spezielle Aufmerksamkeit schenkt er Personen, die er mittels akustischer Warntöne sensibilisiert. Durch den Auffahrschutz oder auch manuell am Fahrzeug kann die Fahrt jederzeit abgebrochen werden. Dank des ausgeklügelten Fahrwerks fährt er auch auf unbefestigtem Untergrund und meistert Absätze und Bordsteinkanten bis 12 cm Höhe.
Was mit «Seniorenfahrzeugen» begonnen hat, wurde zu einem interessanten Angebot für Logistik, Gewerbe und Kommunen. Die Weiterentwicklungen zeigen, dass wir künftig noch mehr Elektrodreiräder sehen werden – und zwar in weitaus mehr Variationen.